Nach erfolgreicher Rettung der Wintergerste haben sich die Sperlinge leider sofort in Scharen über den Weizen hergemacht. Besonders der Weichweizen (Triticum aestivum), auf unserem Weltacker der Inntaler Winterweizen vom Demeterhof Marienhöhe, hat guten Anklang bei ihnen gefunden.
Der Weizen ist zu großen Teilen schon reif und schön golden, allerdings hat er noch keine Dreschreife erreicht und ist teilweise sogar noch grün. Den Sperlingen scheint das Korn aber auch so zu schmecken. Es galt also zu überlegen, den übrigen Inntaler entweder mehr oder weniger unreif abzuernten und auf ein Nachreifen zu hoffen oder ihn stehenzulassen und damit zu rechnen, dass die Sperlinge auch den Rest noch auffressen. Eine ziemliche Zwickmühle!
Beim Dinkel (Triticum aestivum subsp. spelta) ging es uns ähnlich, allerdings wurde er bisher noch von den Spatzen verschont, womöglich, weil er auch noch ziemlich grün war. Um also noch so viel wie möglich aus der Ernte der größten Parzelle auf unserem Acker herauszuholen, haben wir uns mit Scheren bewaffnet und Dinkel und Weichweizen abgeerntet.
Unser Biogärtner Gerd Carlsson hofft, dass wenigstens ein Teil noch nachreift und gedroschen werden kann. Bei Wildgräsern gehe das sehr gut, ob das bei Kulturgetreide ebenso funktioniert, ist allerdings fraglich. Wir sind gespannt! Immerhin wollen wir die alte Dreschmaschine nächste Woche Donnerstag (20.07.) ausprobieren und später versuchen aus dem Weizen Mehl zu mahlen und Brot zu backen.
Was die Spatzen betrifft: Man kann es ihnen leider nicht übelnehmen. Zum einen ist so ein kleines feines Getreidefeld mitten in der Stadt für sie natürlich ein gedeckter Tisch und ein einfacher Weg zur Nahrungsbeschaffung. Zum anderen gibt es in der modernen Agrarlandschaft und in der Stadt immer schlechtere Lebensbedingungen für sie. Im Falle des Weltackers ist es so, dass ringsum sehr wenige Nahrungsquellen pflanzlicher Art vorhanden sind. Die nächsten Getreidefelder sind weit weg. Da auch Insekten einen Teil der Ernährung ausmachen, können die Sperlinge im Wuhletal wohl ganz gut überleben und ihre Jungen aufziehen – die bekommen zu Beginn nur tierische Nahrung.
Auf den industriellen Agrarflächen sieht das schon anders aus. Insektizide rotten die Nahrungsgrundlage junger Sperlinge aus und großflächige Monokulturen sorgen für weite Landschaften ohne Nahrungsangebot. In einem großen Maisschlag können Sperlinge nur schwerlich überleben. Immer weniger extensiv oder gar nicht genutztes Grünland und wenige Grünstreifen und zerteilte Flächen verkleinern ihren Lebensraum.
Und so freuen wir uns doch, dass wir mit unserem Weltacker in der Stadt immerhin einen kleinen Teil zur Biodiversität beitragen können – sei es mit Blühstreifen, biologischer Landwirtschaft, Mischkulturen oder einem einfachen kleinen Weizenfeld. Und zum großen Glück können wir das sofort an die Besucher der IGA und des Weltackers weitertragen und das so wichtige und große Thema verbreiten.