Gut sieben Milliarden ErdenbürgerInnen teilen sich rund 1,4 Milliarden Hektar Ackerfläche auf diesem Planeten. Das macht pro Kopf etwa 2000 Quadratmeter. Auf 40 mal 50 Meter also muss alles wachsen, was ein Mensch an Ackerfrüchten verbraucht – von unserem täglichen Brot und Müsli über Obst und Gemüse und dem Futter für Eier- und Fleischlieferanten bis hin zu Zigaretten, Jeans und sogenanntem Biosprit. Natürlich muss darauf auch all das wachsen, was Käufer, der Supermarkt, die Kantine oder die Gurkenfabrik später wegwerfen. Lediglich Grünfutter für die Tiere wächst zusätzlich auf Weide- und Grünland unterschiedlicher Qualität, vom dem weltweit noch einmal etwas mehr als 4000 Quadratmeter pro Person zur Verfügung stehen.
Mit jedem Einkauf erteilen Verbraucher_innen einen Auftrag an die Landwirtschaft, sind also auch Koproduzenten. Das 2000 m2-Projekt macht diese Verbindung symbolisch erfahrbar und regt zur Suche nach besseren, gesünderen, wohlschmeckenderen Lösungen an. Die Teilnehmenden bekommen einen praktischen Zugang zur globalen Nutzung und Verteilung von Ackerland und den damit verbundenen Ressourcen wie Wasser, Energie, Biodiversität, Nährstoffen oder Saatgut. So wird es möglich, ohne viele Worte ökologische, soziale, wirtschaftliche, gesundheitliche und kulinarische Dimensionen des eigenen Verbrauchs von Lebensmitteln und Agrarrohstoffen zu erfassen.
Im Frühjahr 2014 haben wir den ersten „Kleinen Weltacker“ an der Havel wurde angelegt. Er zeigte proportional, womit die 1,4 Milliarden Hektar Ackerland global bestellt sind: über die Hälfte Getreide, nur zehn Prozent Gemüse und Obst. Dazwischen liegen Ölsaaten, Fasern, Erdfrüchte, Zucker, Gewürze und Drogen. Aussaat, Pflege und Ernte waren gelangen danke der Unterstützung vieler ehenamtlichen Helfer_innen.
Ein Feld. Ein Mensch. Ein Jahr
Dabei tauchte immer wieder die Frage auf: Wie viel Land verbrauche ich eigentlich für meine eigene Ernährung? 2015 starten wir unser zweites Berliner Experiment. Öffentlich wird sich ein Mensch ein Jahr lang von dem 2000 m2-Weltacker ernähren und dabei noch allerlei Gäste bewirten. Ein wenig Überschuss wird für den Tausch von wichtigen Lebensmitteln produziert, die in Berlin nicht wachsen können – Pfeffer und Kaffee zum Beispiel. Eine Arbeitsgruppe von ExpertInnen und Freiwilligen hat schon mit den Vorbereitungen begonnen; ein Koch und eine Gärtnerin betreuen das Projekt. Die Wintersaat ist bereits in der Erde.
Denn für 2000 m² Verantwortung zu übernehmen ist machbar – das ganze Elend dieser Welt auf seine Schultern zu laden, nicht. Gemeinsam wollen wir der entmutigend groß erscheinenden Problemen ein menschliches Maß geben, sie bearbeitbar machen.
Die große Weltacker-Eröffnung findet am 25 & 26. April von 10 bis 16 Uhr statt. Mehr Infos hier und beim Event auf Facebook.