Der gemeine Lein (lat. Linum usitatissimum) gehört zur Familie der Leingewächse und wird zur Öl- und Fasergewinnung benutzt. Diese Pflanze ist die einzige der Leinpflanzen, die im großen Maßstab angebaut wird. Wegen der zwei hauptsächlichen Nutzungsformen, wird der Lein (auch bei uns auf dem Weltacker) in Faserlein und Öllein unterschieden.
Als Nutzpflanze ist der Lein dem Menschen schon ziemlich lange bekannt; die ersten Funde von Leinanbau stammen aus der Jungsteinzeit. Damals diente er hauptsächlich als Nahrungsquelle. Auch im alten Ägypten fand die Pflanze schon Verwendung, denn die Mumien wurden in Leintücher eingewickelt.
Die einjährige Pflanze wird ca. 30-120cm groß und besitzt kleine, hellblaue, 2-3 cm große Blüten. Lein ist ein Selbstbefruchter und blüht zwischen Juni und August. Gegessen werden die Samen, welche im August anreifen und in Samenkapseln wachsen, welche dann geerntet werden können, wenn diese sich braun verfärben.
Anbau von Lein
Lein stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden, wobei jedoch auf eine ausreichende Bewässerung geachtet werden sollte. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Faserlein mehr Wasser benötigt als Öllein. Da sich viele schädliche Pilze während der Lein auf dem Acker wächst im Boden ansammeln, ist es ratsam, diesen nicht jährlich anzubauen. Als Vorfrucht sollten beim Lein Pflanzen angepflanzt werden, die kein Unkrautproblem haben, da junge Leinbestände nicht sehr konkurrenzfähig sind. Am meisten werden Hafer der Mais dafür benutzt.
Lein wird Ende März ausgesät und kann auch Spätfrost überleben, jedoch nur mit einer staken Ertragsminderung beim Faserlein. Sehr wichtig ist es des Weiteren sich vor einer Überdüngung des Leins in Acht zu halten: zu viel Stickstoff im Boden verschlechtert die Qualität der Fasern des Faserleins erheblich und mindert den Ölgehalt und somit den Ertrag beim Öllein.
China liegt weltweit auf Platz eins beim Anbau von Faserlein, dicht gefolgt von Russland. Innerhalb der EU baut Frankreich den meisten Flachs an; in Deutschland hat der Anbau dieser Pflanze keine große Bedeutung. Gerade mal Rund 2 des weltweiten Faseraufkommens machen die Flachsfasern aus. Beim Anbau von Öllein liegt Nordamerika auf Platz eins.
Eigenschaften und Nutzung von Lein
In Deutschland verliert der Lein nach und nach an Bedeutung, aber weltweit wird er noch oft angebaut, wobei es dort zu 80% Ölleinpflanzen sind. Das Öl gewinnt der Mensch aus den Leinsamen, die anderen Teile der Pflanze werden bei der Herstellung von Leinenfasern benutzt. Die Leinpflanzen werden vielseitig benutzt, hauptsächlich für Leinöl, aber es gibt auch zahlreiche andere Verwendungen der Pflanze.
Fasern
Der Lein wird als Faser immer weniger verwendet, heutzutage wird hauptsächlich Baumwolle und Kunststoff benutzt. Um diese Fasern zu gewinnen wird der Lein (auch Flachs genannt) mit der Wurzel geerntet und zum Trocknen und Nachreifen auf den Acker gelegt, oder gestellt. Nachdem die Pflanze getrocknet ist, wird beim Riffeln die Samen von den Stängeln getrennt. Dabei wird der Flachs „gekämmt“. Die Samen können dann noch anderweitig verarbeitet werden. Nach diesem Arbeitsschritt werden die Leinstängel „geröstet“. Dort lässt man die Pflanze mehrere Tage unter Wasser, damit die Fasern anfangen zu faulen.
Die Fasern, die später verarbeitet werden, umgeben einen Holzkern, welcher beim Brechen entfernt wird. Dort werden die Pflanzenstängel gebrochen, um die Holzstücke beim nächsten Schritt, dem Schwingen, von den wertvollen Fasern zu entfernen. Danach werden die Flachsfasern spinnfertig gemacht: Beim Hecheln werden die Fasern gekämmt und der Kamm auf die gewünschte Feinheit angepasst. Dabei behält man am Ende nur die langen, geordneten Fasern vor. In mehreren Schritten wird nun aus den Fasern fertiger Garn hergestellt, der dann gebleicht oder gefärbt wird und danach fertig zum Weben ist.
Die Verwendung von Leinfasern für Kleidung bringt einige Vorteile mit sich. Flachs ist flusenfrei, nicht anfällig gegen Schmutz oder Bakterien. Er nimmt Luftfeuchtigkeit gut auf, gibt diese jedoch auch wieder ab und wirkt dadurch kühlend. Deshalb sind Leinfasern vor allem für Sommerkleidung geeignet. Jedoch ist der Lein nicht so scheuerfest wie Baumwolle und empfindlich gegen trockene Wärme, weshalb er am besten per Hand gewaschen werden soll und an der Luft und nicht im Wäschetrockner trocknen soll.
Öl und Ölgewinnung
Leinöl gehört zu den „gesunden Fetten“, denn es enthält viele für den Menschen wichtige ungesättigte Fettsäuren, wie beispielsweise die Omega-3-Fettsäure α-Linolsäure, die vom menschlichen Körper in die wichtigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA umgewandelt wird. Diese wirken entzündungshemmend und beugen Herzinfarkte vor, indem sie den Blutfluss verbessern; außerdem senken sie den LDL-Cholesterin-Spiegel was das Risiko für andere Herz-Kreislauferkrankungen ebenfalls senkt wie beispielsweise Arteriosklerose.
Um das Öl aus den Leinsamen zu gewinnen, gibt es verschiedene Verfahren. Im Endeffekt handelt es sich aber bei allen Verfahren, um das Pressen der Samen, die nur unter verschiedenen Bedingungen stattfinden können, wie z.B. unter Sauerstoffabschluss. Das gepresste Öl muss vor der Verwendung oft noch gereinigt werden, unter anderem von Schwebstoffen. Beim Pressen entsteht neben dem Öl noch ein fester Leinsamen-Presskuchen, der als Futtermittel benutzt werden kann.
Leinöl ist durch seinen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren anfällig für die Bildung von bitteren Stoffen zusammen mit Luftsauerstoff. Auch wenn das Leinöl nach der Öffnung gekühlt wird, kann dieser Prozess nicht dauerhaft umgangen werden.
Andere Verwendungsmöglichkeiten von Lein
Lein kann aber nicht nur in der Form von Öl als Nahrungsmittel aufgenommen werden, sondern es können auch die Samen gegessen werden. Diese finden beispielsweise in Müslis, oder in Backwaren Verwendung. Alternativ kann die Einzelperson Leinsamen keimen lassen und dann die sprossen essen. Neben der Funktion als Lebensmittel wird Lein auch als pflanzliches Arzneimittel benutzt. Leinsamen regen die Verdauung an und werden daher als natürliches Mittel gegen Verstopfungen benutzt, wobei ganze Leinsamen den Magen-Darm-Trakt unverdaut passieren können, weshalb die Wirkung sich besser bei bereits geöffneten Leinsamen entfalten kann. Aber auch zur äußeren Anwendung kann der Lein benutzt werden. Er kann Schmerzen lindern, wenn er in Umschlägen und heißen Packungen verwendet wird.
Abgesehen davon findet Leinöl auch in der Kosmetikbranche an Verwendung: diverse Hautprodukte versprechen eine sichtbare Verbesserung des Hautbildes durch mit Leinöl angereicherte Produkte, wissenschaftlich nagewiesen konnte bis jetzt noch nichts davon. Auch in der Kunst wird Leinöl als Bindemittel für Ölfarben seit dem 8ten Jahrhundert verwendet. Eine andere Verwendung von Leinöl ist die als Konservierungsmittel für Holz, da es gut wasserabweisend ist und tief ins Holz eindringen kann.
Die Nahrungsergänzungsmittel
Mehr ist mehr lautet das Motto der Nahrungsergänzugsmittelindustrie. Geworben wird mit allen möglichen Inhaltstoffen: Magnesium, Eisen, Zink, Vitaminen und auch den Omega-3-Fettsäuren. Und die Verbraucher machen mit: Über die Hälfte aller Deutschen denkt, solche Mittel verbessern die Gesundheit. Dabei sollten die Tabletten nur genommen werden, wenn es keine andere Möglichkeit für den Verbraucher gibt, diesen Nährstoff zu sich zu nehmen. Doch die Versuchung ist groß: Im Alltag fällt es oft schwer zu kontrollieren, ob die ausreichende Menge an Nährstoffen überhaupt aufgenommen wurde. Die Notlösung: eine Multivitamintablette.
Leider ist die Lösung nicht ganz so einfach, wie sie auf den ersten Blick erscheint: die Ergänzungsmittel bringen keinerlei gesundheitliche Vorteile, außerdem werden wichtige Nährstoffe wie Ballaststoffe nicht aufgenommen, wenn man anstatt Obst zu essen eine Vitamintablette schluckt. Oft sind auch die in Tabletten vorkommenden Stoffe nicht für den Körper verwertbar und teilweise sogar so hoch dosiert, dass sie gesundheitsschädlich sein könnten.
Doch dazu gibt es bisher nur vage Theorien und viel zu wenig Studien um Aussagen in die eine oder andere Richtung mit Sicherheit zu machen. Doch wieso komme ich jetzt auf dieses Thema, wenn wir gerade beim Lein waren? Das Omega-3 im Leinöl macht diese Pflanze neben den Algen besonders attraktiv als vegane alternativen zu Omega-3 aus dem Fisch. Jedoch gibt es keine gute Beweislage, die zeigt, dass das reine Omega-3 in Kapseln, die gleichen positiven Wirkungen wie das Omega-3 in Nahrungsmitteln haben. Deshalb gilt auch hier der gleiche Rat wie immer: einfach möglichst Abwechslungsreich essen, dann bekommt man schon alle wichtigen Nährstoffe.
Weitere Infos zum Thema Nahrungsergänzungsmittel
https://www.youtube.com/watch?v=qzN9aPIliaY
Text von Sara Luisa Pinto der Carvalho
Quellen:
Verbraucherzentrale | Nahrungsergänzungsmittel