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Linse

rote Linsen

rote Linsen (Foto: Pixabay)

Die Linse (lat. lens) an sich ist keine Pflanze, sondern eine Pflanzengattung. Umgangssprachlich wird mit dem Wort Linse jedoch die Nahrungspflanze (lat. lens culinaris) gemeint, welche zur Familie der Hülsenfrüchtler und zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (lat. faboideae) gehört. Hülsenfrüchtler, oder auch Leguminosen, liegen weltweit auf Platz zwei bei den wichtigsten Weltnahrungsmitteln, nur knapp hinter dem Getreide und besitzen eine besondere Fähigkeit, weshalb sie oft zur Bodenverbesserung eingesetzt werden. Sie gehen an ihren Wurzelknöllchen mit stickstofffixierenden Bakterien eine Symbiose ein. Dadurch bilden sie ihren eigenen Dünger und es besteht keine Notwendigkeit, den Boden mit künstlichem Dünger zu belasten. Auch nach der Ernte einer Hülsenfrucht bleibt der produzierte Sticksoff im Boden und kann so von den nachfolgenden Anbauten genutzt werden. Die Linse jedoch produziert im Gegensatz zu anderen Leguminosen weniger Stickstoff und wird daher eher selten zur Bodenverbesserung eingesetzt.

Merkmale und Geschichte der Linse

Die einjährige (selten auch mehrjährige) Pflanze wächst buschig bis zu 50 cm hoch und blüht bläulich-weiß bis blau von April bis September. Das kann ein Problem bei der Ernte darstellen, da Teile der Pflanze schon reif sein können, während andere noch blühen. Bekannt ist die Linse für den Menschen schon seit Beginn des Ackerbaus und findet heute in Gerichten rund um den Globus Verwendung. Die älteste Kulturform der Linse wurde in Süd-West-Asien gefunden; aber auch im alten Ägypten sowie in Zeiten des alten Testaments wurden Linsen schon gegessen.

Nutzen von Linsen

Linsen und Suppenschüssel (Foto: Pixabay)

Gegessen werden bei der Linse nur die Samen. Diese enthalten einen hohen Proteinanteil von ca. 24 g pro 100 g. Dadurch sind sie bei vegetarischen Ernährungsformen ein beliebtes Nahrungsmittel, vor allem, weil sie leichter verdaulich als andere pflanzliche Proteinquellen (z.B. Bohnen) sind, wobei auch bei ungeschälten und zu kurz gekochten Linsen Blähungen auftreten können. Jedoch enthalten die Linsen giftige Inhaltstoffe, die nur beim Kochen ungefährlich gemacht werden, weshalb sie nicht roh konsumiert werden sollten. Lässt man die Linsen keimen und isst sie dann, dann erhöht sich der Gehalt an Vitamin C und B-Vitamine in diesen. Außerdem enthalten sowohl gekeimte als auch getrocknete Linsen nennenswerte Anteile an wichtigen Spurenelementen wie beispielsweise Zink oder Mangan.

Es gibt ungefähr 70 verschiedene Linsensorten, wovon aber hier nur wenige bekannt sind. Hier verbreiten sind u.a. die braunen Tellerlinsen, rote Linsen und Berglinsen. Traditionell werden sie in Deutschland zu Suppe verkocht.

Anbau und Ernte von Linsen

Der Anbau von Linsen findet in Deutschland nur im kleinen Maßstab statt, da die Pflanze ein warmes, trockenes Klima bevorzugt. Ein großflächiger Anbau, der guten Ertrag bringt, ist hier einfach zu teuer. Die Linse gedeiht am besten auf kalkhaltigem, eher nährstoffarmen Lehmboden, da sie als Hülsenfrucht, wie oben erklärt, ihren eigenen Dünger herstellt.

Geerntet werden bei den Linsen die Hülsen, die nach der Selbstbestäubung der Blüte entstehen, und pro Hülse ca. 1-2 Samen enthalten. Das buschige Wachstum sorgt dafür, dass die Linsen mit einer Stützpflanze, meistens einer Getreidesorte angebaut werden. Das jedoch bringt weitere Probleme mit sich, da das Getreide und die Linsen gleichzeitig geerntet werden und die Trennung der beiden Pflanzen voneinander nach der Ernte sehr mühsam ist. Teilweise gelangen dabei einige Getreidekörner unter die Linsen, was ein Problem für Menschen mit Glutenunverträglichkeit darstellen kann.

Von den etwa 70 verschiedenen Linsensorten werden in Indien, wo fast zwei Drittel des weltweiten Linsenanbaus stattfinden, allein 50 verschiedene angebaut. Kanada deckt ca. ein Fünftel des weltweiten Linsenbedarfs, aber auch in den USA, Lateinamerika, Vorderasien und den EU-Staaten Frankreich, Italien und Griechenland wird die Hülsenfrucht angebaut.

Das größte Problem beim Anbau der Linse ist die Unkrautbekämpfung. Die Linse besitzt nur sehr feine Blätter, die die Unkräuter nicht aufhalten können. Dadurch wird in der konventionellen Landwirtschaft sehr stark mit Herbiziden wie beispielsweise Glyphosat gearbeitet; in der ökologischen Landwirtschaft muss das Problem anders bewältigt werden.

Die Krankheiten, mit denen die Linse am meisten zu kämpfen hat, sind Wurzelfäule und die Welkekrankheit. Der Schlauchpilzbefall (lat. fusariose) sorgt besonders in Indien für große Pflanzenausfälle. Des Weiteren können Vögel ein Problem darstellen.

Die Ernte ist außerdem auch etwas knifflig. Die Pflanze reift von unten nach oben ab, daher kann die Ausbeute nie hundert Prozent betragen, wenn nicht mehrmals geerntet wird, was aber nicht möglich ist, bei den heutigen Größen der Felder und weil meistens ein Mähdrescher benutzt wird. Es wird bei der Linsenzüchtung bereits nach einer Lösung für dieses Problem gesucht. Dafür versucht man Linsen zu züchten, die schnell in die Höhe wachsen, damit die Blüten alle auf einmal blühen. Außerdem sollten die Hülsen der Linsen nicht so schnell aufplatzen, sodass die Ernte weiter nach hinten im Jahr verschoben werden kann und mehr Früchte vor der Ernte reifen können. Im Moment wird meistens im August geerntet.

EU-Agrarpolitik

EU-Flagge (Foto: Pixabay)

Wie bereits oben angesprochen, werden in Deutschland Linsen, was auf die klimatischen Bedingungen zurückzuführen ist, nicht großflächig angebaut. Jedoch  auch in Griechenland – das die klimatischen Bedingungen besitzt – drittelte der Anbau sich in den letzten 30 Jahren (von 1981 bis 2011). Das liegt unter anderem an der EU-Agrarpolitik. Die EU-Reformen des 21ten Jahrhunderts deregulierten den Markt und erlaubten mehr Freiheiten. Dadurch konnten Linsen billiger aus anderen Ländern importiert werden, die unter anderem durch fehlende Arbeiterschutzgesetze die Preise deutlich niedriger halten können. Dieser Import bringt Probleme für die Menschen in EU-Ländern, wie beispielsweise den Bewohnern Griechenlands, die sowieso ein großes Problem mit Arbeitslosigkeit haben, wenn sie vom Verkauf von Agrarprodukten leben. Außerdem kommen diese Produkte oft aus Ländern, in denen bereits viel Hunger herrscht. Der Verkauf in die EU sorgt dafür, dass die Nahrung nicht bei den Hungernden ankommt.

Was den Import weiterhin erleichterte waren die Veränderungen der Rückstandsgrenzwerte für Glyphosat. 2012 wurde die Erlaubte Menge von Glyphosat in Lebensmitteln verhundertfacht (von 0,1 mg/kg zu 10 mg/ kg), wodurch der Import von Linsen aus Nordamerika erlaubt wurde. In ca. 60 % der konventionell hergestellten Linsen (Stand 2012) befanden sich Glyphosat-Rückstände, bei Bio-Produkten waren keine zu finden.

Die Alblinse

Die Linse, genauer genommen die Alblinse, wird in Deutschland trotz der klimatischen Bedingungen wieder angebaut. Traditionell wurde sie in der schwäbischen Alp kultiviert, wo sie bis Mitte des 20ten Jahrhunderts die wichtigste Proteinquelle der Menschen war. Über ihr Come-Back haben wir bereits 2014 berichtet, im gleichen Jahr hatten wir eine Kochaktion mit der Alblinse.

Text von Sara Luisa Pinto der Carvalho

Linsen: Das Rezept gegen den Welthunger | Arte:

Quellen

Linse (Botanik)

Linse (Wikipedia)

Infoflora

Linsenküche

Linsenvergnügen

Markt-Handel-Export

EU Agrarpolitik Griechenland

Ökotest

Lfl Bayern