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Gerste – heimisches Superfood

Gerstenfeld. Quelle: pixabay

Je exotischer, desto gesünder? Quinoa oder Chia aus fernen Ländern gelten als Superfood.
Doch auch viele heimische Körner können in puncto Gesundheit mithalten – darunter auch die Gerste.

Gerste – die älteste kultivierte Getreideart der Welt – wird heute bevorzugt als Tierfutter oder für die Bierherstellung genutzt. Ein echtes Gerstenbrot oder die Gerstengrütze kennt heute kaum noch jemand.

Dabei hat die Gerste interessante gesundheitliche Vorteile. In der tibetischen Medizin gilt das weltweit angebaute Getreide als heilsam, weil es den Darm anregt. In Korea und Japan trinkt man Gerstentee, um stressbedingten Magengeschwüren vorzubeugen. Gerste enthält außerdem in hohem Maße den Ballaststoff Beta-Glucan, der nachweislich den Blutzuckerspiegel senken kann.

Warum wurde die Gerste vergessen?

Bei uns wird die Gerste relativ selten gegessen und fast ausschließlich in Form von Bier, Whiskey oder Malzkaffee genossen. Die Verdrängung der Gerste durch den Weizen nahm bereits in der Römerzeit ihren Anfang. Ein Grund war, dass der Weizen bessere Backeigenschaften aufwies.

So kam es, dass die Gerste immer mehr zum Getreide zweiter Klasse degradiert wurde und vorwiegend für die Bierherstellung verwendet wurde. Als ertragreiches Viehfutter wird die Gerste allerdings erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts geschätzt. Vielleicht geriet die Gerste als Lebensmittel letztendlich auch deshalb in Vergessenheit, da sich die Menschen in der Nachkriegszeit an Graupensuppe satt gegessen haben und anschließend die Gerste nicht mehr sehen wollten? Fakt ist, dass Gerste in der Lebensmittelindustrie nie eine große Rolle gespielt hat und der Weizen heute auch deshalb zwangsläufig in aller Munde ist.

Gerstenbrot. Quelle: pixabay

Gerste versus Weizen

Inzwischen schwören jedoch immer mehr Menschen dem Weizen ab und schenken anderen Getreidearten wie der Gerste wieder mehr Aufmerksamkeit. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass vermehrt Weizen-Unverträglichkeiten auftreten. Gerste enthält zwar wie der Weizen Gluten, jedoch in deutlich geringeren Mengen.

Gluten ist ein Proteingemisch aus Glutenin und Gliadin, das in der Kombination mit Stärke, Getreide und Wasser zum Klebereiweiß wird. Dieses Klebereiweiß bildet die ideale Grundlage zum Brot backen. Für unseren Darm ist es jedoch nicht gut, da sich Gluten in unserem Verdauungstrakt an die Dünndarmwand bindet. Daraus folgen Verdauungsbeschwerden und Immunstörungen. Für industrielle Backprozesse glutenreich gezüchtet, trägt vor allem der moderne Weizen dazu bei, dass immer mehr Menschen von einer Glutenunverträglichkeit betroffen sind. Weizen enthält mit etwa 50 Prozent am meisten Gluten.

Gerste auf dem Weltacker, Juni 2017. Foto: Fabienne Buchmann

Gerste, Roggen, Weizen – Die optischen Unterschiede

Weizen ergibt sehr weißes Mehl. Der Name “Weizen” stammt von Weiß ab, da im reifen Zustand die Ähren sehr hell und das anschließend gemahlene Mehl sehr weiß ist. In der Wachstumsphase ist das Getreide allerdings zuerst grün. Die Ähren vom Weizen sind gedrungen und die meisten Arten besitzen keine Grannen – so werden die widerspenstigen Härchen genannt, die aus den Ähren wachsen können. Das ist der größte optische Unterschied zur Gerste, die Grannen besitzt.

Die Roggen-Ähre hat gleichlange Grannen. Roggen wird hauptsächlich als Winterpflanze benutzt, weil diese Getreideart auch in einem kälteren Umfeld bis – 25 Grad noch wächst und gedeiht. Ein großer optischer Unterschied zum Weizen besteht darin, dass die Ähre Grannen besitzt. Und zwar kommt aus jedem Korn eine gleichlange Granne. Über die Hälfte der gesamten Roggenernte wird zur Futterherstellung für Vieh verwendet. Aus ca. 24 % wird Brot gebacken und der Rest wird für die Bioenergie und den Export benötigt.

Die Gerste hingegen hat sehr lange Grannen. Die Gerste gehört zu den Gräsern, die nur ein Jahr wächst und nach der Reifung anschließend verfault. Der optische Unterschied zum Roggen besteht darin, dass die Pflanze im Grünton wächst. Außerdem sind die Grannen der Gerste sehr lang und von unterschiedlicher Länge. Die Grannen am Fruchtansatz sind länger als an der Spitze, so dass am Ende ein gleichlanger Abschluss zu sehen ist.

Aktion: Kein Patent auf mein Bier | Weltacker 2017. Foto: Fabienne Buchmann

Heineken und Carlsberg patentieren Gerste

Die Braugiganten Heineken und Carlsberg haben sich im letzten Jahr drei Patente auf Gerste gesichert, die sich besonders gut zum Bierbrauen eignen sollen. Mit dieser Patentierung wird es unmöglich für andere Brauereien, weiter ihre eigene Gerste zu züchten. Dadurch steigt die Abhängigkeit der kleinen Betriebe von den großen Konzernen. Heineken und Carlsberg können ihren Lieferanten vorschreiben nur noch ihre patentierte Gerste anzubauen. Rechtens ist dies nicht. Das europäische Patentrecht verbietet Patente auf Pflanzensorten, doch hier werden Grauzonen genutzt, um die Verbote zu unterwandern. Um dies zu verhindern, haben sich rund 30 Organisationen, unter anderem auch Save Our Seeds, zusammengetan, um dagegen Einspruch zu erheben.

Mehr Informationen zu “Kein Patent auf mein Bier”:

8. Juni 2017 Solidarisch gegen Bierpatente

2. Juni 2017 Kein Patent auf mein Bier !

Autorin: Elena Eckert

Quellen:

Worlds of Food

Zentrum der Gesundheit

Vitalingo