Soja, Glycine max

Fläche global: 130 Millionen Hektar
Fläche auf dem Weltacker: 157 m² (7,93%)
Herkunftsregion: China
Hauptanbaugebiete: Brasilien, USA, Argentinien
Verwendung / Hauptnutzen: Tierfutter, Speiseöl (Leinkuchen, Leinschrot), Industrieöl

Die Sojabohne gehört zu den Hülsenfrüchten und zählt neben Mais, Reis und Weizen zu den bedeutendsten Nutzpflanzen und wird zum allergrößten Teil für die Futtermittel- und Ölproduktion angebaut. Rund 77% der Sojaernte wird als Tierfutter verwendet, wodurch Soja die wichtigste Proteinmehlquelle weltweit darstellt. Dafür wird Soja auf fast 8% der globalen Ackerfläche angebaut – etwa die Hälfte davon stammt aus den Ländern Südamerikas, wo sich Monokulturen auf Kosten von Urwald rasant ausbreiten.

Pflanze mit vielen Vorzügen

Die Sojabohne ist eine einjährige Pflanze aus der Familie der Hülsenfrüchte, Unterfamilie Schmetterlingsblütler. Sie wächst krautig, mit ovalen, stark behaarten Blättern an dünnen, verzweigten Stängeln. Die Wuchshöhe beträgt zwischen 20 und 80 Zentimetern, kann aber auch weit über einen Meter erreichen.  Aus den lila oder weißen Blüten entstehen etwa 4 cm lange Hülsen mit jeweils bis zu 4 Samen, den Sojabohnen. Fallen die Blätter jahreszeitlich bedingt ab, kann die Sojabohne gedroschen werden.

Für ein optimales Wachstum benötigt Soja lockere und damit gut durchlüftete Böden, welche im Idealfall tiefgründig sind und eine hohe Wasserspeicherkapazität haben. Soja hat als Schmetterlingsblütler die Eigenschaft, Bakterien an den Wurzeln anlagern zu können, die Stickstoff aus der Luft gewinnen. Diesem Stickstoff verdankt Soja seinen Eiweißreichtum und damit seinen Status als weltweit hochbegehrter Energielieferant.

Der Weg zum Platz vier – die Geschichte der Soja

Die Ursprünge der Sojapflanze liegen in Asien. Bereits um 7.000 v. Chr. wurden in Nord- und Nordostchina Sojabohnen von Wildformen geröstet. Die ersten Belege von domestizierten Sojabohnen stammen allerdings aus Japan und sind etwa auf die Zeit von 3.000 v. Chr. datiert. Über Jahrtausende blieben Anbau und Konsum auf China, Japan, Korea, Taiwan, die Mongolei und angrenzende Teile Russlands beschränkt. Bis zum Anfang des Zweiten Weltkriegs war China das Hauptanbaugebiet mit 87% der weltweiten Ernte.

Nach Europa kam die Sojabohne erst im frühen 18. Jahrhundert – als Rarität in botanischen Gärten, nachdem kommerzielle Anbauversuche an den klimatischen Bedingungen scheiterten.

Auch in den USA experimentierte man einige Jahrzehnte später – allerdings mit mehr Erfolg, sodass die Sojawirtschaft ab dem ersten Weltkrieg zu boomen begann – zuerst mit Sojaöl in Farben und Lacken und zur Herstellung von Nitroglyzerin. Sojakuchen als Nebenprodukt wurde als Viehfutter verwendet. Der schnell wachsende Bedarf der Industrie und die vom Staat geförderten Nachfrage nach Fleisch in Verbindung mit einer zunehmend mechanisierten Landwirtschaft ließen die Sojaanbaufläche in USA stark ansteigen. Aufgrund der im Zweiten Weltkrieg abgeschnittenen Versorgung mit Palm- und Kokosöl hielt Sojaöl in die Lebensmittelverarbeitung Einzug und entsprechende staatliche Subventionen forcierten den Anbau weiter.

Etwa zeitgleich erlebte Soja im nationalsozialistischen Deutschland einen ungeahnten Aufstieg, wobei die IG Farben eine wichtige Rolle bei der Produktion und Beschaffung von Soja aus südosteuropäischen Ländern spielte – anfänglich für die eigene Produktion von Farben, unter dem Nazi-Regime dann als Aufsicht für die Zwangsarbeiter*innen im Sojaanbau. Aufgrund des hohen Nährstoffgehalts sollte Soja einen entscheidenden Beitrag zur Lebensmittelversorgung im zweiten Weltkrieg leisten. Damals speziell für die Wehrmacht entwickelte Lebensmittel erfreuen sich heute in der veganen Ernährung wieder großer Beliebtheit: Brotaufstriche, Pulver zur Herstellung von Bratlingen oder auch erste Fleischersatzprodukte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich der globale Sojaanbau rasant weiter. Statt Ostasien wurden Nord- und Südamerika zu Hauptanbaugebieten. Triebfeder war die Veränderung der Tierhaltung und die Verdrängung von anderen Feldfrüchten wie Mais, da der Anbau von Soja lukrativer war. In den 1950-iger Jahren wurde in den USA bereits mehr Soja produziert als in ganz Asien zusammen.

Stand 2022 wurden weltweit knapp 350 Millionen Tonnen Soja produziert, mit Brasilien als größtem Sojaproduzenten (35%), gefolgt von den USA (33%) und Argentinien (13%). Brasilien liefert fast die gesamte heimische Produktion an China.

Verwendung als Tierfutter und in der Industrie

Soja wird hauptsächlich für Futtermittel- und Ölproduktion eingesetzt – der Anteil der globalen Sojaproduktion, der in direkte menschliche Ernährung fließt, liegt bei etwa 6%. Rund 7% der globalen Sojaernte werden direkt als Futtermittel genutzt. Die übrigen 87% werden weiterverarbeitet – einerseits zu Sojakuchen (Extraktionsschrot), andererseits zu Sojaöl. Dabei landen etwa vier Fünftel der Sojabohne im Sojakuchen. Dieser dient es als eiweiß- und nährstoffreiches Ergänzungsfutter in der weltweiten Geflügel-, Schweine- und Rinderzucht. Während beispielsweise China sein Soja für Lebensmittel selbst produziert, verwendet das Land als größter Sojaimporteur seine Einfuhren hauptsächlich als Tierfutter, vor allem für Schweine. (Fast ein Drittel der weltweiten Fleischproduktion – über 63 kg pro Kopf – wird in China konsumiert.)

Doch wodurch wird Sojaanbau eigentlich rentabel? Weit verbreitet ist die Erzählung, dass der Extraktionsschrot lediglich ein Abfallprodukt der Ölproduktion ist. Allerdings zeigt sich, dass mehr als die Hälfte der Einnahmen der Sojaproduktion durch den Verkauf der Futtermittel generiert werden – ohne die Massentierhaltung würde sich der Anbau von Regenwald- und Gentechniksoja schlicht nicht lohnen. Futtermittel machen also nicht nur quantitativ den Großteil der Nutzung aus, sondern sind auch in der Wertschöpfung der wichtigere Teil.

Das aus der Soja gewonnene Öl wird neben der Lebensmittelindustrie (etwa 80% des Öls) für industrielle Zwecke eingesetzt. So werden weltweit jährlich rund 17% des gewonnenen Öls als Biokraftstoff genutzt, insbesondere in USA und Südamerika. Im Gegensatz zum konventionellen Kraftstoff reduziert Biodiesel aus Sojaöl zwar die Treibhausemissionen bei der Verbrennung erheblich und ist wohl effektiver als Bioethanol auf Maisbasis. Problematisch dabei ist jedoch der hohe Anteil von Agrarfläche, der nicht der Ernährung dient – umso mehr als die mit Biokraftstoffen erzielbare Streckenleistung eines Verbrenner-Motors nur in winzigem Umfang zum Gesamtbedarf beiträgt.

Auch die Verwendung in anderen Industriezweigen ist nach wie vor relevant, beispielsweise bei der Herstellung von Farben, Lacken, Seifen und Kosmetika. So werden beispielsweise fast 50% der amerikanischen Zeitungen und Magazine mit Farben auf Basis von Sojaöl gedruckt.

Soja als Nahrungsmittel

Das aus den Bohnen gepresste Sojaöl macht knapp 17% der globalen Ernte aus und wird zu 80% von der Lebensmittelindustrie in ca. 30.000 unterschiedlichen Produkten eingesetzt. Sojaöl dient der Herstellung von Margarine, Frittierfett, Mayonnaise und Dressings, oder als Bindemittel und Stabilisator in Tütensuppe, Schokolade, Brötchen oder Eiscreme. In deutlich kleinerem Umfang wird Sojaöl zum Kochen und Braten verwendet. Nur etwa 6% der weltweit geernteten Sojabohnen werden zu weiteren veganen Produkten für die direkte menschliche Ernährung verarbeitet – also Tofu, Sojamilch, Fleischersatzprodukte oder Sprossen, wie sie vor allem aus Asien bekannt sind.

Wer auf eine ausgewogene Ernährung achtet und weniger tierische Produkte oder Fleischerzeugnisse verzehren möchte, findet in Soja und Sojaprodukten eine nährstoff- und eiweißreiche Alternative. Sojahaltige Produkte versorgen den Körper mit mehr ungesättigten Fettsäuren als Fleisch- und Wurstwaren und kommen dabei ganz ohne Cholesterin aus. Außerdem weist die Sojabohne sämtliche unentbehrliche Aminosäuren auf, die der Körper selbst nicht herstellen kann und die deshalb über die Nahrung aufgenommen werden müssen. Deswegen, und aufgrund des hohen Proteingehalts, sind Sojawaren auch eine gute Alternative zu Hühnereiweiß und Kuhmilch. Hinzu kommen Mineralstoffe wie Magnesium und Kalzium, Spurenelemente, Vitamin E und viele B-Vitaminen sowie ein hoher Gehalt an Isoflavonen, die zu den Phytoöstrogenen (sekundäre Pflanzenstoffe) zählen.

Schon gewusst?

In ihrer Heimat China nennt man Sojabohnen das „Fleisch der Erde“. 965 n. Chr. fand man dort auch den ersten schriftlichen Beleg für Tofu aus Soja. Seit Jahrtausenden dient Soja dort, aber auch in Japan, Taiwan und Korea der menschlichen Ernährung und wird in vielfältigen Varianten zubereitet:
1. Edamame: gekochte, unreife, grüne Sojabohnen
2. Miso: aromatische, fermentierte Paste aus Sojabohnen, Getreide und Wasser
3. Natto: gekochte und fermentierte Sojabohnen
4. Nimame: ganze gekochte Sojabohnen
5. Okara: geschmacksneutrales Nebenprodukt der Sojamilchproduktion, häufig zu Bratlingen und veganem Rührei weiterverarbeitet, dient auch als Basis für pflanzliche Aufstrich
6. Seidentofu: Tofu mit hohem Wassergehalt, puddingähnlich
7. Sojaflocken: zu Flocken gepresste Sojabohnen, die zuvor geschält und getoastet wurden
8. Sojajoghurt: Joghurt-ähnliches, fermentiertes Produkt aus Sojamilch
9. Sojamehl: vermahlene Sojabohnen, die zuvor gedämpft und getrocknet wurden
10. Sojamilch: Sojabohnen, die eingeweicht, püriert, gekocht und abgeseiht werden, sodass eine Art Milch entsteht
11. Sojanüsse: Sojabohnen, die trocken geröstet werden
12. Sojaöl: raffiniertes Speiseöl aus gepressten Sojabohnen
13. Sojasprossen: Sprossen der Sojabohne, die vor dem Verzehr gekocht werden müssen
14. Sojasoße: würzige, fermentierte Soße aus Wasser, Sojabohnen, Salz und manchmal Getreide
15. Sufu: Käse-ähnliches Sojaprodukt
16. Tempeh: fermentiertes, schnittfestes Produkt aus gekochten, geschälten Sojabohnen; zum Braten geeignet
17. Texturierte Soja: Gemahlene Sojabohnen in bestimmter Form, etwa Granulat, Steak, Würfel, Schnitzel
18. Tofu: entwässertes und gepresstes, Käse-ähnliches Sojaprodukt aus Sojamilch, Meersalzbitterextrakt und Kalziumsulfat
19. Yuba: getrocknete Haut, die sich zuvor auf erhitzter Sojamilch gebildet hat

Bedrohung für Regenwald und Bevölkerung

Aufgrund des enormen Bedarfs an Soja werden nach wie vor riesige Anbauflächen für Soja-Monokulturen erschlossen. Die Zerstörung insbesondere der südamerikanischen Regenwälder in seit den 1960-iger Jahren steigendem Ausmaß hat katastrophale Folgen für die lokalen Ökosysteme und trägt weltweit signifikant zu den weiter steigenden Treibhausgas-Emissionen bei. Gleiches gilt für die Cerrado-Savanne, die zu schätzungsweise bereits deutlich über 50% zerstört ist. Die systematische Abholzung und der steigende Absatz von Pestiziden gefährden Böden, Pflanzen und Tiere, schädigen das Grundwasser und verursachen Krankheiten. Die fehlende Vegetationsdecke lässt Böden erodieren, durch schwere Maschinen werden sie verdichtet, sodass immer wieder neues Land urbar gemacht werden muss.

Problematisch vor allem in Brasilien, Argentinien und Paraguay ist auch die oft illegale und gewaltsame Enteignung der kleinbäuerlichen und indigenen Bevölkerung. Der Großteil des Ackerbodens in diesen Ländern wird heute von wenigen Großinvestor*innen ausschließlich für den Anbau von Soja beansprucht und von wenigen großen Agrarkonzernen wie Monsanto, DuPont oder Bayer mit gentechnisch verändertem Samen (gv-Soja) versorgt. Heute ist das in den Hauptanbauländern verwendete Saatgut in Südamerika zu über 90% und zu 97% in den USA gentechnisch manipuliert.

Ursprünglich um den Flächenertrag zu erhöhen, wurde seit den 1970-iger Jahren in den USA mit Hybriden experimentiert und 1996 das erste gv-Soja zugelassen, das gegen das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat resistent war. Allerdings muss das Herbizid immer höher dosiert werden, weil immer mehr Unkrautarten resistent gegen Glyphosat werden, sodass heute dreimal so viel ausgebracht werden muss wie zu Anfang und weitere, noch giftigere Herbizide eingesetzt werden. Die Gefahren für die Gesundheit der ländlichen Bevölkerung und die Umweltschäden werden in allen Anbauländern billigend in Kauf genommen. In der EU ist der Anbau von gv-Soja zwar nach wie vor nicht gestattet, es wird jedoch Import-Soja an Nutztiere verfüttert – die gesundheitlichen Risiken für Tier und Mensch sind noch nicht wirklich erforscht.

Um also die Nachfrage nach Soja, insbesondere aus Südamerika, wo für den Anbau die Regenwälder vernichtet werden, deutlich und unmittelbar zu senken, würde eine Kehrtwende weg von der industriellen Massentierhaltung am schnellsten zum Erfolg führen.

Quellen

  • Statistisches Bundesamt
  • SODI! Recherchebericht Soja.
  • FAO – UN Food and Agriculture Organization
  • Fraanje, W. & Garnett, T. (2020). Soy: food, feed, and land use change. (Foodsource: Building Blocks). Food Climate Research Network, University of Oxford. Hier ansehen.
  • Albert Schweitzer Stiftung: Landet im Tierfutter nur der Soja-Abfall? Hier lesen.