Soja ist längst kein Fremdwort mehr. Anfangs vielleicht vor allem mit Sojasauce in Verbindung gebracht, eroberte diese Pflanze längst unsere Aufmerksamkeit mit Produkten wie Sojadrink, Tofu und Sojaschintzel. Auch eine andere Verbindung zu Soja mag präsent sein. Denn für viele Menschen steht Soja im direkten Zusammenhang zum Verlust des Regenwaldes und Futtermittelimporten.
Doch was ist Soja für eine Pflanze? Was hat die Sojabohne mit den Weltkriegen zu tun? Warum muss sie geimpft werden? Und in welcher Verbindung steht Soja zu Klarsichtfolie?
Glycine max (L.), beziehungsweise Soja oder auch Sojabohne gehört zu der Familie der Hülsenfrüchtler, also der Leguminosae oder Fabaceae. Weiter wird sie in die Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) eingeordnet. Dazu gehören auch Erbsen oder die hierzulande invasive Robinie, aber auch Akazien.
LANGE TRADITION
Bereits 7000 v. Chr. existierte in Nordchina die Urform von Soja und schon 3050 v. Chr. wurde sie in Japan gezüchtet und angebaut. Durch buddhistische Mönche wurde Soja verbreitet. Doch erst im 19. Jahrhundert kam Soja von Ostasien zunächst in die USA. Hier wurde die Pflanze lediglich als Zwischenfrucht, also zur Bodenverbesserung genutzt. Ab 1900 änderte sich dies enorm. Kein anderes Agrarprodukt legte je solch ein enormes Wachstum hin.
Grund dafür ist die universelle Nutzung der Sojabohne:
Sie ernährte günstig Arbeitskräfte, diente als Dünger, Tierfutter und wurde als billiges Öl in Chemiefabriken sowie Verbrennungsmotoren genutzt.
Während des Ersten Weltkrieges waren die USA von Sojaimporten abgeschnitten. Da jedoch Nitroglycerin aus Sojaöl für den Bau von Bomben beraucht wurde, förderte die Regierung den Anbau von Soja. Futtermittel entstand als Abfallprodukt., woraufhin Fleischkonsum gefördert und gefordert wurde. Auch nach dem Krieg blieb der Appetit nach Fleisch bestehen. Die deutsche Wehrmacht nutze Soja als Soldaten-Nahrung. In sämtliche Nahrung wurde Sojamehl beigemengt. Selbst eine Landjäger-Wurst aus Sojabasis wurde entwickelt. „Nazi-Bohne“ wurde sie bald darauf in den USA genannt.
Schon gewusst?
– Die Erntemenge von Soja stieg seit 1900 um 5000%, also von 6 auf über 300 Millionen Tonnen pro Jahr.
SOJA-ANBAU
Die Sojabohne ist, wie bereits erwähnt, eine Leguminose. Diese gehen mit im Boden lebenden Knöllchenbakterien (Rhizobien) eine Symbiose ein. Hierdurch werden sie mit Stickstoff aus der Luft versorgt. Wenn diese Symbiose fehlt, kommt es zu Ertrags- und Qualitätsverlusten. Das von der Sojabohne benötigte Knöllchenbakterium (Bradyrhizobium japonicum) kommt in unseren Böden nicht vor, weshalb eine Impfung mit diesen Rhizobien Vorraussetzung für einen erfolgreichen Sojaanbau ist. Auch unser Soja auf dem Weltacker in Pankow ist mit diesem Bakterium geimpft.
Doch auch so schwanken bislang die Erträge der Sojabohne in Deutschland stark. Geeignete Anbaugebiete zu finden ist zudem nicht einfach. Da die Pflanze einerseits warme, lockere Böden und zugleich viel Wasser während der Blüte und Kornausbildung benötigt.
Auch deren Verarbeitung stellt eine Herausforderung dar. Durch kleine Anbauflächen und weite Wege, zu entsprechenden Verarbeitungsstellen, entstehen hohe Kosten. Insgesamt stieg die Sojaernte in Deutschland von 2013 bis 2018 ums dreifache, auf 30.000 Tonnen. Im Vergleich zu 4,2 Millionen Tonnen Import-Soja ist dies sehr gering.
Brasilien ist der weltweite Hauptexporteur von Soja. Hier kann es sogar bis zu zwei Erten pro Jahr kommen. Dort wird Soja im ehemaligen, brasilianischen Savannenwald Cerrado angebaut. Diese, artenreichste, Savanne der Welt wurde innerhalb der letzten 40 Jahre auf die Hälfte reduziert, um Acker- und Weideflächen zu gewinnen. Weitere 30 Prozent des Savannenwaldes sind nicht mehr intakt. Ein enormer Verlust der biologischen Vielfalt ist die Folge. Doch auch die Dienstleistung des Ökosystems, dass große Teile des Landes mit Süßwasser versorgt und stark klimarelevant ist, geht dadurch verloren. Die hohe Nachfrage für (billiges) Futtermittel zur Fleischproduktion, also auch Fleischkonsum, sind wesentlich daran beteiligt.
Mit dem Sojaimport werden auch Nährstoffe importiert. Durch die Verfütterung, entstehen wiederum Nährstoffe, in Form von Gülle befördern. Nährstoffüberschuss im Boden und Nitrat im Grundwasser sind die Folge.
Schon gewusst?
– Soja wird vor allem in Brasilien, Argentinien und den USA angebaut.
– Durchschnittlich verbraucht jede*r Deutsche jährlich 60 Kilo Soja. Zum Vergleich: bei Kartoffeln sind es 56 Kilo und bei Brot 54 Kilo.
Der hohe Sojakonsum ist kaum durch direkten Verzehr zu begründen. 80 % des Sojas in Deutschland werden als Futtermittel verwendet. So konsumieren wir, durch den Verzehr tierischer Produkte, indirekt hohe Mengen an Soja. Geringe Mengen an Sojaöl gehen jedoch auch in Mayonnaise, Frittieröl und Biodiesel.
Schon gewusst?
– Auch Tenside, Weichmacher, Klarsichtfolie sowie die Dichtung von Kronkorken bestehen aus Sojaöl.
– Würden wir, auf unserem Weltacker, die 2000m2 nur mit Soja und anderen Futtermitteln bestellen, so könnten wir zwei Schweine bis zu ihrer Schlachtung durchfüttern. Damit hätte man selbst jedoch lediglich zwei Schweine für ein Jahr zum Essen; keine anderen Nahrungsmittel und auch keine neue Baumwollkleidung.
Letztlich besitzt Soja eine für Mensch und Tier einmalige Kombination aus Nährstoffen:
Sie enthält Kohlehydrate, Eiweiß, Fett und Mineralstoffe sowie Vitamine, Lecithin und mehrfach ungesättigte Fettsäuren.
Doch es gibt Alternativen. Auch andere Leguminosen, die bereits Teil einer etablierten Ackerkultur waren, können Soja (teilweise) ersetzten. Diese wurden lediglich durch billige Sojaimporte verdrängt. So könnten z.B. Erbsen, Ackerbohnen, Luzerne oder Rotklee angebaut werden, die zusätzlich den Boden mit Stickstoff anreichern und die Fruchtfolge diversifizieren. Eine Studie des WWF beschreib, dass anhand von Berechnungen wohl 65 Prozent des heute importierten Sojas unter jetzigen Voraussetzungen und Tierzahlen durch heimische Futtermittel ersetzt werden könnten. Doch noch stellen Leguminosen einen sehr geringen Anteil der Ackerfläche dar. Dies will die Bundesregierung durch Förderungen ändern.
GENTECHNIK
Bereits über zwei Drittel des in Lateinamerika angebauten Sojas sind gentechnisch veränderte Pflanzen. Diese werden als „Pestizidresistent“ beworben, da sie als einzige Pflanze die Ausbringung von Pestiziden, meist Roundup, überleben. Zwar ist der Anbau gentechnisch veränderten Sojas in der EU verboten. Doch als Futtermittel, in Form von Sojaschrot, ist es schon längst auf dem vermeintlich letzten, gentechnik freien Kontinent angekommen. Ausnahme von „Gentechnik-Futtermitteln“ sind Bioprodukte. Hier darf keine Gentechnik enthalten sein- egal in welcher Form.
Schon gewusst?
– 80 % des vefütterten Sojas in Deutschland und eben so viel des weltweit angebauten Sojas ist gentechnich verändert.
– Das Label „Ohne Gentechnik“ bezieht sich nur auf einen bestimmten Zeitraum vor der Verwertung.
NAHRUNG
In den letzten Jahren hat Soja in der menschlichen Ernährung an Bedeutung gewonnen. Sojaprodukte genießen immer mehr Aufmerksamkeit und Beliebtheit. Auch die Palette an Sojaprodukten sowie deren Zugänglichkeit in diversen Supermärkten steigt.
Dabei muss es nicht unbedingt das, zumindest in Berlin, allseitspräsente, vietnamesische Tofu-Curry sein, oder auch der klassische Sojadrink, der bereits durch Haferdrink in den Schatten gestellt wurde.
(Foto: Pixabay)
Inzwischen gibt es eine Auswahl an Soja-Würstchen, verschiedensten Tofus und auch Knabberzeug- alles aus der Sojabohne. Auch fermentiert, als Tempeh, kann man Soja genießen. Habt ihr diesen schon mal in Kokosfett angebraten und mit Sojasauce abgelöscht verzehrt? Oder die marinierten Tempeh-Varianten? Diese stellen gerade zur Grillsaison einen wahren Hochgenuss dar.
Schon gewusst?
– Sojasprossen aus dem Supermarkt sind in Wahrheit Mungobohnen.
– Soja sollte weder von Mensch noch Tier roh verzert werden. Erst das Kochen, Rösten oder Fermentieren zerstört verdauungshemmende Inhaltsstoffe.
Mehr zu Soja findet ihr hier:
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