Wenn wir an Oliven denken, tut sich für viele Menschen die Raffinesse der mediterranen Küche auf. Ohne ein gutes Olivenöl ist kaum ein gutes Pastagericht oder ein mediterraner Salat denkbar. Diese zentrale Rolle in Küche und Kultur der Mittelmeerländer ist alt und hat sich bis in die Neuzeit erhalten. In der Mythologie der Griechen war die Olive ein Geschenk der Athene an die Athener im Wettstreit mit Poseidon um die Stadt Athen. Olivenöl war in der klassischen Antike eines der Hauptexportgüter Athens und Griechenlands. Es wird geschätzt, das auf dem athenischen Staatsgebiet zur Zeit des Peloponnesischen Krieges etwa 5-10 Millionen Olivenbäume wuchsen. Selbst die Orte an denen die Kolonien Griechenlands gegründet wurden liegen fast alle in Gebieten in denen Oliven und Wein angebaut werden können. Aber auch in anderen Kulturen des Mittelmeerraums spielte die Olive und ihr Öl eine zentrale Rolle. Beispielsweise war das Salböl der Israeliten ein parfümiertes Olivenöl und wenn ihr möchtet, könnt ihr euch noch heute ein eisenzeitliches Parfum nach den sehr spezifischen Angaben in Exodus herstellen. Begonnen hat der Anbau der Olive vor mindestens 7000 Jahren und die ersten archäologischen Spuren der Olivenölherstellung wurden in der Levante gefunden. Olivenbäume selbst können sehr alt werden. Um die Krone des ältesten Olivenbaums streiten sich zwei Bäume, der eine in Portugal und der andere auf Kreta. Während der portugiesische Baum etwa 3000 Jahre alt sein dürfte, setzen manche das Alter des kretischen Baums auf fast 4000 Jahre an. Beide Bäume tragen immer noch Früchte.
Botanisch gesehen ist die Olive Teil der Familie der Ölbäume (Oleaceae). Fast alle der etwa 700 Pflanzen in dieser Familie sind Bäume oder Sträucher. Viele zeichnen sich durch duftende Blüten aus. Die Forsythie oder der Jasmin sind Beispiele die auch den Weg in unsere Gärten gefunden haben.
Vermehrt wird die Olive wie viele Baumkulturen vor allem durch Stecklinge. Während die Olive relativ einfach wurzelt, ist es häufig so, dass diese Stecklinge nur unterdurchschnittlichen Ertrag bringen. Deshalb werden Oliven häufig veredelt, also auf einen Wurzelstock gesetzt.
Bei uns auf dem Weltacker steht die Olive auf einer Fläche von etwa 14m². Damit ist sie auf Platz 7 aller Ölkulturen. Während ihre Bedeutung in den vergangenen Jahrzehnten im Vergleich zu anderen Ölkulturen abgenommen hat, bleibt die Olive weiterhin der Inbegriff eines edlen Speiseöls und die Kultur der Olive ein wirkliches Kulturgut, welche noch heute die Landschaft in vielen Mittelmeerländern prägt. Hoffen wir mal, dass die Olive die Konkurrenz von Raps, Soja und Ölpalme überlebt und wir auch in Zukunft unsere Spaghetti aglio e olio mit einem feinen extra vergine aus einer der alten Anbauregionen genießen können.