Ist es tatsächlich sinnvoll und klimafreundlich, die Biomasse meiner 2000m² als Benzin für Autos oder als Energie zur Stromerzeugung zu verbrennen? Wenn man die in der Europäischen Union durchschnittliche Rapsernte von 2000m² (600 Kilogramm) in Agrosprit umwandelt: Wie weit kann mein Auto damit fahren? Nun, mit einem gängigen Dieselmotor, der 7,1 Liter auf 100 Kilometer verbraucht, würde man rund 3400 Kilometer weit kommen. Einmal hin und zurück von Berlin nach Bukarest oder von Berlin nach Neapel würden also meine gesamten 2000m² für ein Jahr aufbrauchen. Dabei wäre es immerhin noch möglich, etwas Tierfutter aus den Nebenprodukten der Ölherstellung zu gewinnen. Die Europäische Union hat ein Gesetz erlassen, wonach bis zum Jahr 2020 im Verkehrssektor zehn Prozent der Energien aus sogenannten „erneuerbaren Energiequellen“ stammen sollen. Zu diesem Zweck wird ein immer größerer Teil der Ackerflächen innerhalb und außerhalb der Europäischen Union genutzt, um unsere Autos zu betanken. „Bio“-Kraftstoffe durch die Nutzung von Land herzustellen, verbraucht sehr viel Energie und verursacht Treibhausgasemissionen. Darüber hinaus wird das für die Herstellung von Agrosprit verwendete Ackerland oft durch die Zerstörung wertvoller Ökosysteme wie zum Beispiel Regenwälder gewonnen. Die Vorteile für das Klima durch diese Art der Kraftstoff- und Energieerzeugung sind daher verhältnismäßig gering, wenn nicht sogar schlechter, verglichen mit der Erzeugung herkömmlicher Kraftstoffe. In Deutschland wird ein Fünftel aller Ackerflächen bereits für die Kraftstoff- und Energieerzeugung genutzt. Kraftstoffe, die man nicht bräuchte, wenn Deutschlands Autos sparsamer fahren würden.
Links
Europe’s Global Land Demand – A study on the actual land embodied in European imports and exports of agricultural and forestry products. Sustainable Europe Research Institute (2011).
Killing Fields – Film investigating the impacts of growing soy in South America to feed factory farms in Europe
Umweltinstitut München – Die Infokampagne zu Agrosprit bietet Hintergründe zur Klimabilanz der Energie vom Acker und die Online-Aktion NEIN! zur “Biosprit”-Lüge