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10.000 Gärten in Äthiopien

Besichtigung des äthiopischen Gartens neben dem Weltacker (Foto: Amélie Dupuy-Cailloux)

Am Mittwoch, 20. September durften wir erstaunlich viele Interessierte und Neugierige zu unserem Ackertalk Äthiopien auf dem Weltacker begrüßen. Das goldene Herbstlicht brachte die Sonnenblumen des äthiopischen Gartens besonders effektvoll zur Geltung, und so startete die ganze Truppe erst einmal mit einer Besichtigung des kleinen äthiopischen Gartens am Rande des Weltackers.

 

Asmelash Dagne, Koordinator des afrikanischen Projekts 10.000 Gärten und Berater für ökologisches Landwirtschaft und Permakultur, konnte so direkt vor Ort erklären, wie ein typischer Schulgarten in Äthiopien aufgebaut wird. Erst machte er auf die Umzäunung durch ein Geflecht aus Stöcken und Gräsern aufmerksam. Die seien so angelegt, dass große Tiere aufgehalten werden, da sie den Boden zertrampeln und die Feldfrüchte abfressen würden. Gleichzeitig wohnen darin “nützliche“ Tiere wie Schlangen, die die pflanzenbefallenden Insekten fressen.

Auch das Bewässerungssystem mit parallellen Gräbern, die nach Höhenlinie verlaufen, um möglichst viel  Regenwasser zu sammeld, konnte direkt bemustert werden und natürlich die Mischkulten von Teft, Sonnenblumen, Bohnen und Mais, die verschieden hochwachsen und somit unterschiedliche Ebenen besiedeln.

   
   

Elisabeth Meyer-Renschhausen ergänzte die Vorstellung mit Grundlagen der Permakultur und der Ernährungs- und Anbauweise in Äthiopien. Dort wird die Drei-Höhenwirtschaft gepflegt. Die oberste Schicht bilden oft Moringa-Bäume, deren Blätter sich als Tierfutter eignen und mit deren Wurzeln Wasser in weniger als einer Stunde gereinigt werden kann. Er wirft Schatten auf Kaffeepflanzen, die meist das zweite Stockwerk bilden. Die unterste Schicht bilden dann die typischen Gartenpflanzen.

Asmelash Dagne wies darauf hin, dass Permakultur vieles von der traditionellen indigenen Landwirtschaft und Kultur in Äthiopien aufgreift und integriert. So sieht die Permakultur alles als einen großen Kreislauf an, dem nichts dauerhaft entnommen werden sollte, ebenso die traditionellen äthiopischen Landbaumethoden. Bei der Ernte werden etwa nur die Getreideähren abgeschnitten, während die Stängel liegen blieben. So kann sich Wasser sammeln und Hummus bilden.

Mit viel Freude bringt er diese „neuen“ Anbaumethoden Kindern und Jugendlichen durch Schulprojekte näher. Ein großes Problem ist nämlich das wachsende Desinteresse der Kinder und Jugendlichen gegenüber der Landwirtschaft, auch in den Dörfern. Wenn aber niemand mehr auf dem Feld arbeiten möchte, wer versorgt dann das Land mit Nahrung? Durch die massive Bewerbung konventioneller Anbaumethoden durch den Staat und große Agrarunternehmen gegen zudem traditionelle Methoden etwa zur Schädlingsbekämpfung immer mehr verloren.

   
   

Auch hier sollen die Schulgärten und Bildungsprojekte sensibilisieren und weiterbilden. Nahtlos gingen wir dazu über, mit Daniel Diehl von Slow Food Videoaufzeichnungen von Schulklassen in Äthiopien bzw. in Deutschland anzuschauen. Während die Kinder in Äthiopien wissen wollten, was die deutschen Kinder zu Sylvester essen und neugierig darüber waren, warum es in Deutschland so viel und so oft Fleisch auf dem Teller gibt, fragten die deutschen Kinder nach äthiopischen Lieblingsessen und erklärten selbstbewusst, dass Fleisch in Deutschland billig sei und sie es aus Gewohnheit und Lust am Geschmack essen würden. Dass das Futtermittel für deutsches Fleisch oftmals aus ganz anderen Ländern importiert wird, die beispielsweise für Sojaanbau riesige Ackerflächen zur Verfügung stellen müssen, wussten sie durch ihre Führung auf dem Weltacker und Erläuterungen zum Flächenbuffet. Trotzdem schienen die Jugendlichen zu ihrer Lebensweise zu stehen, was unter den Anwesenden für Gesprächsstoff sorgte.

   
   

So unterhielten wir uns noch neben dem Essen – es gab Injera – äthiopisches Fladenbrot mit Gemüse und Bohnen – über die Bildung und Sensibilisierung zu Ernährungs- und Landwirtschaftlichen Fragen bei Jugendlichen in Nord und Süd, über die politische Verantwortung zu diesen Themen undhoffnungsvolle Initiativen wie Slow Food, das Terra Madre Netzwerk oder  Nyeleni.