Das Weltacker-Club-Treffen im Oktober fand an einem ganz besonderen Ort statt, in der Grünen Bibliothek in Berlin. Das Thema des Abends: natürliches, samenfestes Saatgut und wie wir es sichern können- im privaten wie auch auf wissenschaftlicher und politischer Ebene.
Die Grüne Bibliothek Berlin
In der Grünen Bibliothek, Teil der Bibliothek Tiergarten Süd, hießen uns Gabriele Koll und Julia Westheimer willkommen. Als vor fünf Jahren das Schicksal vieler Bibliotheken auf der Kippe stand, gründeten Gabriele und Julia das Projekt „wachsenlassen“, bestehend aus einem Gemeinschaftsgarten und einer Umweltbildungsstätte für den Stadtbezirk. Regelmäßig erfahren dort nun Schulklassen und andere Gruppen Wissenswertes über gebietsheimische Pflanzenarten, Vogel- und Insektenschutz. Die Grüne Bibliothek selbst ist ein spezieller Abschnitt der Bibliothek, der nur Literatur rund um das Thema Umweltschutz anbietet, von Anleitungen für Hobbygärtner, über Wildbienen-Fotografie bis hin zu Umweltpsychologie. Das Ziel ist, auch Bücher im Inventar zu führen, die ansonsten meist nicht frei verfügbar sind. Zum Stöbern vorbeizuschauen lohnt sich also für Laie und Kenner.
Neben der Grünen Bibliothek selbst enthalten die Lehrräume auch eine Leihsämerei. Hier kann jeder aus einer gut sortierten Auswahl aus über 70 Gattungen Saatgut mitnehmen, zuhause einpflanzen. Bei der Ernte sollen dann neue Samen von den Pflanzen abgezweigt und zur Leihsämerei zurückgebracht werden. So verjüngt sich der Bestand im Prinzip von alleine und die Keimfähigkeit der Sämereien bleibt gewährleistet.
Diese Projekte sind eigentlich einfach aufgebaut, sie glänzen aber vielleicht gerade deshalb durch ihre Anwendbarkeit. Jeder Einzelne hat so die Möglichkeit zu erfahren, wie er persönlich etwas zur Sicherung von Umwelt und unserem Saatgut beisteuern kann. Gabriele und Julia freuen sich immer über Mitgärtner*innen und Menschen, die sich in der Saatgut AG engagieren möchten. Weitere Infos wie Öffnungszeiten der Grünenbibliothek und wie man mitmachen kann hier.
Benny Haerlin berichtet aus der Wissenschaft
Dass dieses Ziel auch auf wissenschaftlicher und politischer Ebene dringend eingeschlagen werden muss, berichtete Benny Haerlin in seinem anschließenden Vortrag über die neuesten Entwicklungen in der Gentechnik-Branche: “Manipulation der Artenvielfalt mit Hilfe neuer Gentechniken? – CRISPR/Cas und Gene Drives könnten Landwirtschaft und Artenvielfalt grundlegend verändern”. Er unterschied anschaulich zwischen traditioneller Züchtung, klassischer Gentechnik und den neuen Methoden der „Clustered Regularly Interspaced Short Panindrome Repeats“ (CRISPR). In der anschließenden Diskussion tauschten wir Meinungen und Gedanken zum Thema Genmodifizierung aus und stellten Vermutungen an, was ihr Einsatz in Zukunft für Mensch und Umwelt bedeuten kann.