Fruchtbarer Boden für Jahrtausende
Die Art und Weise der Bodenbearbeitung ist sehr wesentlich für die Erhaltung der Fruchtbarkeit des Bodens. Sehr intensive und tiefgründige Bearbeitung hat eine sehr hohe Mineralisierung der organischen Substanz zur Folge und muss durch bodenaufbauende Maßnahmen ausgeglichen werden. Andererseits werden durch die Mineralisierung (das heißt den Abbau der organischen Substanz) die Nährstoffe freigesetzt, die im Bodenhumus gespeichert sind. Die Abbauprozesse bringen die Ernte hervor, laufen aber auch ohne uns ab, nur nicht so intensiv.
Die Kunst in der Landwirtschaft besteht darin, die auf– und die abbauenden Prozesse im Gleichgewicht und die Stoffkreisläufe möglichst geschlossen zu halten. Humus ist eigentlich kein Stoff, sondern ein Prozess, der in ständiger Bewegung ist. Für die Bodenbearbeitung bedeutet das: nur so viel wie unbedingt nötig. Ein Universalrezept gibt es nicht, aber eine Vielzahl an bewährten Erfahrungen. Man kann auf die Bearbeitung des Bodens auch völlig verzichten mit Hilfe einer geschlossene Mulchdecke aus organischer Substanz. (Kurt Kretzschmann, „Mulch total“; Herr Kretzschmann hatte im zarten Jünglingsalter von 76 Jahren beschlossen, dass ihm die Kompostbereitung für den 600m² Selbstversorgergarten zu anstrengend ist und hat seinen Garten auf 100% Mulchwirtschaft umgestellt – sehr lesenswertes Buch!)
Ab einer gewissen Flächengröße ist diese Methode aber wahrscheinlich nicht mehr zu handhaben. Wo diese Grenze liegt, weiß ich nicht, ich vermute bei circa 1000m². Und mehr als 500m² kann ich mir für mich persönlich nicht vorstellen. Aus meiner praktischen Erfahrung heraus ist eine Mischung aus verschiedenen Techniken am sinnvollsten, immer wieder neu durchdacht und angepasst an die jeweilige Situation. Was sich bei mir in den letzten Jahren bewährt hat, ist dreimaliges FLACHES! Pflügen (das nennt man schälen), nicht tiefer als 5cm. Die tieferen Bodenschichten bleiben dabei unberührt und die Bodenhorizonte werden nicht vermischt. Sollte eine Lockerung der tieferen Bodenschichten erforderlich sein, ist es besser diese mit Tiefenlockerungsgeräten durchzuführen statt mit Spaten oder Pflug, im Selbstversorgergarten ist das der Sauzahn oder die Grabegabel. Letztere wird nur eingestochen und der Boden wird durch leichtes Bewegen der Gabel gelockert.
Unseren Weltacker in Pankow haben wir im letzten Jahr sehr intensiv bearbeitet. Ohne Pflug wäre der Umbruch der Wiese nicht möglich gewesen, jedenfalls nicht in den wenigen Wochen vom 4. April bis zum 25. Mai. Danach haben wir mit der Pflanzung der Kulturen begonnen. Dieses Jahr werden wir die Bodenbearbeitung ganz wesentlich reduzieren. Auf einigen Flächen steht Kleegras oder Wintergetreide, diese bleiben fast unberührt im Frühling. Der Reis soll in eine Mulchdecke aus Laub gepflanzt werden, der Mais in einen Bestand aus Inkarnatklee. Der Rest soll flach bearbeitet werden mit der Scheibenegge, die ähnlich wie der Schälpflug arbeitet.
Mehr zu diesem und anderen Themen erfahrt ihr auf dem ersten Seminar zur Bodenfruchtbarkeit in diesem Jahr, am 13. April ab 15 Uhr, auf unserem Weltacker in Pankow.
Bleibt also schön neugierig! Herzliche Grüße an alle Freunde unseres Weltackers von Gerd.