Es ist Langer Tag der Stadt Natur – ein Tag, beziehungsweise ein ganzes Wochenende, an dem sich alles um Natur in der Stadt Berlin dreht. Umweltorganisationen, Naturschützer und Tierliebhaber bieten ein umfangreiches Angebot an: morgens geht’s mit Sonnenaufgang über Berlin los und abends endet der Tag nach Sonneuntergang auf Suche nach Nachttieren im Tiergarten. Dazwischen gibt es Vorstellungen, Touren und Mitmachaktionen – für alle ist was dabei
Bei uns auf dem Weltacker im Botanischen Volkspark Blankenfelde Pankow hat das Wochenende auch ein vielseitiges aufregendes Programm geboten. Wer bei der überwältigenden Programmauswahl nicht Zeit hatte dabei zu sein, bekommt hier einen Rückblick zu der Boden-Mitmachaktion.
Boden erleben mit Daniel Diehl
Es ist Samstagnachmittag und wir sitzen auf drei Bierbänken versammelt in einer netten Runde zusammen. In unserer Mitte ist ein Turm von Kisten, auf dem eine Schüssel mit Erde steht. „Boden begreifen“ ist nämlich der Fokus von dem Mitmachworkshop, der uns von Daniel Diehl präsentiert wird. Mit mir sitzen über viele Jahre erfahrene Gärtner*innen, andere 2000m²-Weltacker Helfer*innen und Interessierte, die spontan vorbeigeschaut haben. Kein Wunder – die verschiedenfarbige Erde (braun, rot, gelb!), Wurmkuchen (die sind natürlich nicht zum Essen gedacht) und Wurzelfenster locken Besucher im Park heran. Aber eins nach dem anderen.
Die erste Frage lautet: „Woraus besteht Boden?“
Dass mineralische Bestandteile aus verwittertem Gestein den Boden gründen, haben wir richtig geraten. Dazu kommen noch zwei weitere Bestandteile die je ca. ein Viertel des Bodens ausmachen. Um dies zu demonstrieren schütten wir ein Glas Wasser und ein Glas Luft in die Schüssel mit der Erde. Wasser und Luft sind wichtige Bestandteile da „der Boden lebt!“. Nun fehlt unserem Bodengemisch noch eine kleine Handvoll Humus. Der hat sich in einer der Kisten versteckt, in der Regenwürmer und andere Bodenlebewesen aus Küchenresten eine schwarze Humusmasse geformt haben.
Daniel Diehl erklärt: Humus ist das „Lebenselixier des Bodens“. Auf diese organische Masse haben wir Menschen einen Einfluss. Je nach Landwirtschaft kann Humus im Boden reduziert oder gebildet werden. Weltweit haben schon ein Drittel der Böden ihren Humus verloren. Da der Boden ein großer CO2 Speicher ist, bedeutet Bodenschutz auch Klimaschutz.
„Wie fühlt sich Boden an? Und was verrät uns das über den Boden?“
Weiter geht’s zur nächsten Station. Nun werden die Hände erdig!
Jenachdem was über die Zeit an einem Ort entstanden ist, fühlt der Boden sich unterschiedlich an. Mit einer Fingerprobe können wir die Bodenart und den Humusgehalt feststellen. Dafür muss der Boden mit etwas Wasser befeuchtet werden. Wenn wir den feuchten Boden nun nah ans Ohr halten, knistert mancher Boden, wohingegen andere Bodenarten keine Geräusche von sich geben. Knistern weist auf einen hohen Sandbestandteil im Boden hin. Wenn der Boden hingegen matschig ist und sich zu einer Rolle formen lässt, bedeutet dies, dass wir einen lehmigen Boden haben. Zwischen diesen zwei Extremen (Sand und Lehm) existieren verschiedene Bodenarten. Der Humusgehalt wird auch im feuchten Zustand erforscht. Diesmal ist die Farbe der entscheidende Hinweis: je dunkler der Boden ist, desto höher ist der Humusgehalt.
Wer bei sich zu Hause den Boden erforschen will, kann sich Anleitungen (und Farbtabelle für den Humusgehalt) unter http://bodenbegreifen.de/ herunterladen. Ist euer Boden eher lehmig oder sandig? Und wie viel Humus habt ihr?
Ein Meter unter der Erde
Das haben wir auch versucht, bei uns auf dem Weltacker herauszufinden! Um ein Profil von dem Boden unter unseren Füßen zu sehen zu bekommen, haben wir an verschiedenen Stellen einen speziellen Bohrstab in den Boden gehämmert und vorsichtig wieder herausgedreht. Bei der Bodenprobe vom Kleefeld ist zum Beispiel zu erkennen, dass hier umgegraben wurde. Auf einem anderen Feld unterscheiden sich die oberen 25 cm, die bearbeitet wurden, von dem Rest der Erde darunter. Und auf dem Grasfeld neben uns stoßen wir bei 30 cm schon auf Stein. Eins ist klar: Roggen, der bis zu 3 Meter tiefe Wurzeln hat, würde sich hier nicht gut entfalten.
Zum Schluss gibt’s Wurmkuchen
Wenn wir einen Einfluss auf den Boden haben wollen, können wir mit verschiedenen Bepflanzungen wie Klee und Leguminosen arbeiten. Um herauszufinden was der Boden „mag“ und wie wir ihn am besten „füttern“, können wir ein Wurmexperiment durchführen. Dafür wird eine Springform links und rechts mit zwei verschiedene Bodenmischung gefüllt, z.B. Ackerboden, Mist oder Kompost. Dann werden in die Mitte zehn Regenwürmer gesetzt. Jetzt 24 Stunden warten und dann geht’s los mit dem Würmchen suchen! In welcher Hälfte sind die meisten Würmer? Das deutet natürlich daraufhin, dass Regenwürmer diesen Boden am liebsten haben.
Bei der tollen Mitmachaktion haben alle erdige Hände bekommen, Neues dazugelernt und dabei viel Spaß gehabt. Im Hintergrund hat uns noch ein Uni-Film-Projekt aus Potsdam begleitet – sobald der Film fertig ist, teilen wir den natürlich auch mit euch!