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Wenn es frostig wird

Hier im Block schreibt Julia, Bio-Landwirtin aus Brandenburg, sie lebt und arbeitet auf ihrem eigenen Hof im Märkisch-Oderland. Sie begleitet und unterstützt uns als Referentin auf dem Weltacker und liefert Einblicke und nützliche Tipps über ihre tägliche Arbeit auf dem Feld und im Gemüseanbau.

Ihr habt es sicher alle in den letzten Tagen gemerkt: es war zwischendurch ziemlich kalt und nachts sogar frostig. Uns in der Landwirtschaft betrifft das natürlich ganz direkt, durch nur eine kalte Nacht könnte uns, wenn wir falsch planen fast alle Arbeit der vergangenen Wochen wieder verloren gehen! Heute will ich also über Frostschutz bei uns erzählen.

Ab Anfang Mai sind die Temperaturen in Mitteleuropa meistens bereits recht hoch. Diese hohen Temperaturen werden aber immer wieder durch Wetterlagen unterbrochen. Es gibt für fünf Tage im Mai auch die Bezeichnung „Eisheilige“, benannt nach den 5 Heiligen, die an diesen Tagen ihre Namenstage haben. Laut einer hunderte Jahre alten Bauernregel wird das milde Frühlingswetter erst mit Ablauf der „Kalten Sophie“ stabil. Die Bauernregel war wichtig, da Bodenfrost eine Saat vernichten kann. Die Aussaat durfte also erst nach der Kalten Sophie erfolgen.

Es ist nicht so, dass der Frost nur an diesen Tagen kommt. Es ist aber fast immer so, dass er irgendwann um diese Zeit herum kommt. In manchen Jahren haben wir auf unserem Hof sogar in den ersten Junitagen noch mal Frost erlebt! Die Eisheiligen erinnern uns zumindest daran, achtsam in Bezug auf möglichen Frost zu sein.

Der erste wichtige Punkt ist natürlich, sich in Geduld zu üben und sich nicht schon vor Begeisterung über frühe warme Temperaturen dazu verleiten lassen frostempfindliche Kulturen zu früh auf das Feld zu bringen.  Aber auch winterfeste Arten, wie z.B. der Spinat können Schaden nehmen. Wenn es schon früh im Jahr lange Zeit warm war, sind sie schon in ein starkes Wachstum und sozusagen in Sommergefühle gewechselt. Auch diese Pflanzen sind dann womöglich dem Schock von plötzlich sinkenden Temperaturen nicht gewachsen.

Manchmal sind Frostschäden an Obst schwer zu erkennen. Ist die Blüte nur schon verwelkt oder hat sie der Frost getroffen? Ganz sicher werden wir es erst anhand der Anzahl und des Zustands der Früchte sagen können.

Besonders schade ist in Jahren, in denen es früh warm wird und dann spät noch solche Frostzeiten kommen, dass viele Obst- und Beeren-Gehölze schon angefangen haben zu blühen und der Frost dann auch die Blüten so stark beschädigen kann, dass es wenig oder gar keine Früchte später im Jahr gibt.

Frostempfindliche Pflanzen haben wir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht auf unseren Flächen im Freiland. Entweder schlummern sie noch gänzlich in den Saatguttütchen oder sie sind als vorgezogene Jungpflanzen im geschützten Folientunnel, teilweise sogar auf Wärmebeeten.

Da unser Hof in einer Senke liegt ist es bei uns oft noch besonders kalt. Wenn es in Berlin +1 Grad nachts ist, haben wir hier schon -3 Grad erlebt! Deswegen haben wir die Kartoffeln erst in den letzten drei Wochen ein Feld nach dem anderen gelegt. Sie sind jetzt noch nicht aus der Erde gewachsen und sind unter ihrer Erdschicht mit einer tollen Decke geschützt.

Wenn dann der Frost angekündigt wird, bedeutet das bei uns, dass plötzlich ganz viele Leute unruhig werden und überall weiße Fließe auf den Gartenflächen verteilen. Alles, was draußen ist und eventuell Schaden nehmen könnte wird damit zugedeckt. Bei 3 ha Gemüse Anbau (vielleicht so viel wie 3 Fußballstadien) wie bei uns ist das -auch wenn noch nicht alle Beete bestellt sind schon eine ganze Menge Fließ und Arbeit.

Bedeckte Beete
Überall in den Gärten
Sogar in den Folientunneln werden die Jungpflanzen zusätzlich abgedeckt…
…oder die Deckel der Wärmebeete zugeklappt.

Manche Pflanzen sind stabil genug, dass das Fließ einfach draufgelegt werden kann. Anderen würde aber das Gewicht von dem Fließ schaden. Also müssen wir schon viel früher auf den großen Flächen draußen und auch bei den kleineren Flächen im Folientunnel über empfindliche Pflanzen Bogenkonstruktionen stellen, damit die Fließe wie ein Zelt über ihnen halten.

Bogenkonstruktion im Folientunnel
Bogenkonstruktion über dem Kohlrabi im Freiland

Hier hat sogar ein Kätzchen mit mir zusammen kontrolliert, ob es dem Kohlrabi gut unter seinem Zelt geht!

Ich habe extra für euch noch mal sicherheitshalber bei ein paar Pflanzen ohne Bogenkonstruktion geguckt, ob es ihnen wirklich gut geht oder ob das Fließ sie zu doll zerdrückt. Aber seht selbst:

Der Puffbohne macht es gar nichts…
…und auch der Knoblauch hat die Spitzen nur leicht geknickt.