Bald beginnt sie wieder. Die Zeit des Mais‘. Unsere Jungpflanzen haben in ihren Töpfchen schon eine beträchtliche Größe erreicht und werden bald aus dem warmen Tropenhaus auf unseren Acker umziehen.
Obwohl der Mais schon 1493 in Europa ankam, wird er erst seit 1960, nachdem kälteresistentere Sorten in den USA gezüchtet wurden, weitflächig in Deutschland angebaut. Seitdem erobert der Mais stetig unsere Ackerflächen und ist heute auf 2,6 Mio. Hektar, also knapp 22% der bundesweiten Ackerfläche, zu finden. Auch auf dem globalen Acker liegt der Mais, knapp hinter Weizen, auf Platz zwei der am meisten angebauten Kulturen.
Vor wenigen Jahren begannen einige Kreise von der sogenannten „Vermaisung“ der Ackerlandschaft zu sprechen. Weshalb erfreut sich der Mais in der konventionellen Landwirtschaft solch hoher Beliebtheit? Und welche Folgen kann diese Vermaisung mit sich bringen?
Die Beliebtheit des Maisanbaus begründet sich vor allem in den hohen Korn- und Biomasseerträgen und seiner Eigenschaft als starker Energielieferant als Futtermittel, für Biosprit sowie, seit der Novellierung des Erneuerbaren-Energien-Gesetz, als Energiepflanze für Biogasanlagen.
Mais hat einen hohen Wasser- und Stickstoffbedarf. Allerdings nutzt er beides mit einer höheren Effizienz als andere verbreitete Ackerkulturen und braucht, um denselben Ertrag zu erzielen, demnach weniger davon.
Auch die „Neuheit“ des Mais‘ auf unseren Feldern hatte anfangs den beträchtlichen Vorteil, dass es noch nicht viele etablierte Schädlinge gab.
Zudem ist Mais weitestgehend „selbstverträglich“. Im Gegensatz zu vielen Kulturen, welche längere Anbaupausen brauchen, kann Mais mehrere Jahre in Folge auf derselben Fläche angebaut werden. Diese Vorteile und der verringerte Aufwand für die Landwirt*innen führte zu den großen Mais-Monokulturflächen wie man sie kennt, welche den Begriff „Vermaisung“ der Landwirtschaft prägten.
Durch die intensive Nutzung und den weitflächigen Anbau ist der Mais anderen Nutzungsformen ein starker Konkurrent. Zum einen werden die Erträge zu großen Teilen als Futtermittel und Energiepflanze genutzt, sodass eine sog. Flächenkonkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion besteht. Zum anderen wird seit einiger Zeit weniger Gülle zur Biomassevergasung genutzt als gewünscht, da sie weniger produktiv ist als Mais. Gülle, als Abfallprodukt der Tierhaltung, fällt in Deutschland in enormen Mengen an und kann nicht in diesem Ausmaß als Düngemittel genutzt werden ohne die Umwelt durch Nitrat- und Treibhausgasemissionen zu belasten. Deshalb wird die Ausbringung auch stark reglementiert. Eine Nutzung von Gülle zur Energieproduktion in Biogasanlagen wäre demnach sehr sinnvoll.
Der Maisanbau birgt auch ökologische Risiken. Langsam etablieren sich immer mehr Maisschädlinge wie der Maiszünsler oder der westliche Maiswurzelbohrer. Diese werden unter enormen Pestizideinsatz bekämpft, obwohl beispielsweise beim Maiswurzelbohrer auch der Nahrungsentzug durch Anbaupausen eine starke Dezimierung der Populationen erbringen könnte. Gegen Schädlinge wie den Maiszünsler brachte Monsanto in den 1990er Jahren eine gentechnisch veränderte Maissorte (MON810) auf den Markt. Diese trägt das Gen für ein Bakterium in sich, welches den Maiszünsler, aber auch andere Schmetterlingsarten tötet. In Deutschland ist der Anbau von MON810-Mais seit 2009 verboten, in anderen Ländern der EU allerdings weiterhin erlaubt. Als Protest gegen den gentechnisch veränderten Mais startete unsere Initiative „Save our Seeds“ 2006 die Aktion „Bantam-Mais“, welche weiterhin aktiv und erfolgreich ist. Bantam-Mais ist eine alte, samenfeste Zuckermaissorte und eine Delikatesse, welche Mensch weiterhin wunderbar in Gärten oder auf dem Balkon anbauen kann (schaut gerne mal vorbei auf: www.bantam-mais.de)
Für unsere Böden hat der Maisanbau verschiedene Folgen. Da dieser erst im späten Frühjahr auf die Felder kommt, liegen diese in der Zeit davor häufig frei. Ein Boden ohne schützende Vegetationsschicht ist stärker von Wind- und Wassererosion betroffen, starke Frühlingsniederschläge können das Substrat abtragen. Dies führt zu einem Verlust von Nährstoffen (welche später wieder mit hohem Düngereinsatz aufgebracht werden) und die abgetragenen Stoffe finden sich dann häufig in anderen Ökosystemen wie Oberflächengewässern wieder. Dort verändern und beeinträchtigen sie das ökologische Gleichgewicht und die Artenzusammensetzung.
Zudem ist Mais trotz seiner Nährstoffeffizienz eine „humuszehrende“ Kultur, das bedeutet kurzfristig einen starken Entzug der Nährstoffe und langfristig die Verringerung der Fruchtbarkeit des Bodens.
Eine Möglichkeit beide Folgen für den Boden zu minimieren ist der Anbau von Leguminosen (also stickstoffbindenden Pflanzen) als Zwischenfrucht in der Zeit bevor der Mais auf den Acker kommt. Diese bedecken den Boden, halten ihn bei starken Wind- oder Niederschlagsereignissen fest und können gleichzeitig auf natürliche Art und Weise Stickstoff, ein Hauptnährelement von Pflanzen, in den Boden einbringen. Diese Praxis ist in der konventionellen Landwirtschaft, aufgrund des Aufwands, allerdings selten zu finden.
Anstelle von Zwischenfrüchten oder Anbaupausen werden diese Probleme mit hohem Dünger- und Pestizideinsatz kompensiert. So lässt sich der Mais weiterhin viele Jahre in Folge auf weiten Flächen anbauen. Die strukturelle Verarmung der Ackerlandschaft führt zudem zum Verlust vieler ackertypischer Tier- und Pflanzenarten bedingt durch eine geringe Diversität des Nahrungsangebots sowie der Brut- und Lebensräume.
Eine ganz andere Art Mais anzubauen kann man bei uns auf dem Weltacker erleben. Bei uns steht der Mais in der sog. „Milpa“-Anbauform, welche von indigenen Völkern Mittelamerikas seit Jahrhunderten betrieben wird. Dabei werden Mais, Bohnen und Kürbisse auf demselben Feld angebaut. Diese drei Kulturen helfen sich gegenseitig und bilden somit eine Symbiose. Man nennt sie auch „Die drei Schwestern“. Der hochwüchsige Mais dient dabei den Bohnen als Rankhilfe. Die Bohnen bringen wiederum als Leguminosen (siehe oben) Stickstoff in den Boden ein. Das hilft dem Mais beim Wachsen und dem Boden beim Erhalt seiner Fruchtbarkeit. Zuletzt gibt es die Kürbisse, welche mit ihren langen Stielen und großen Blättern den Boden bedecken und vor Erosion und Austrocknung schützen.
Um unseren Mais ökologisch sinnvoll vor Schädlingen zu schützen, praktizieren wir zudem die „Push and Pull“-Methode. Diese wurde auf dem afrikanischen Kontinent entwickelt und wird dort auch erfolgreich eingesetzt. Dabei bauen wir zwischen unseren Maisreihen Desmodium an, welches Schädlinge durch seinen Geruch vertreibt („Push“) und zugleich wird das Maisfeld umsäumt von Elefantengras. Dieses zieht Stängelbohrerweibchen zur Eiablage an („Pull“), die Larven verkleben daraufhin in dessen Pflanzensaft.
Nun sind und bleiben wir gespannt, wie unser Mais innerhalb dieser alternativen Anbaukonzepte dieses Jahr wohl werden wird!
Falls ihr noch mehr über Mais als Kulturpflanze, alternative Anbaumethoden und die Herausforderungen der nächsten Zeit wissen möchtet hier ein Veranstaltungshinweis!
Webinar „Mais: Weit mehr als ein Nahrungsmittel“
21.05.2020 18:00-20:00
https://www.facebook.com/events/333863437598588/
Text von Nora B. Ezawa
Quellen:
http://www.bund-rvso.de/mais-umwelt.html
https://www.maiskomitee.de/Produktion/Pflanzengesundheit/Schädlinge_Krankheiten
https://www.bantam-mais.de/warum-bantam/anbau-und-pflege/push-pull-methode.html