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Kartoffel

Kartoffel Weltacker

Kartoffeln (pixabay)

Die Kartoffel (lat. Solanum tubersosum) ist heute das drittwichtigste Grundnahrungsmittel weltweit. Die Bewohner der Bundesrepublik werden von anderen Nationen zuweilen mehr oder weniger liebevoll als Kartoffeln bezeichnet, obwohl der durchschnittliche Jahresverbrauch eines Deutschen mit ca. 60 kg weit unter dem EU-Durchschnitt liegt. Bis es überhaupt zu einem solchen Konsum kam, musste aber viel passieren. Entdeckt wurde sie im 16. Jahrhundert von spanischen Eroberern im Inkareich, die sie als Reiseproviant mit nach Europa brachten. Im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation wurden sie allerdings erst zum Viehfutter degradiert, und nur ein beherztes Eingreifen von Friedrich dem Großen ab 1746 bescherte der Kartoffel den heutigen Siegeszug.

Ein Urgewächs aus Südamerika

In den Anden wird die Kartoffel, eine Nutzpflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse, schon seit ca. 10.000 Jahren verzehrt. Kultiviert wurde sie dann zum ersten Mal vor ca. 4.000 Jahren. Mit unseren heutigen Kartoffeln hatten diese Wildformen allerdings nicht viel gemein, denn die Wurzeln waren nur haselnussgroß und schmeckten wegen des hohen Solanin-Gehalts kratzig. Um die Wurzeln haltbar zu machen, wurden sie von den Inkas gefriergetrocknet: einige Tage lang wurden sie in den kalten Nächten zum Trocknen ausgelegt und tagsüber mit den Füßen gepresst, um alles Wasser herauszudrücken. So wurden die Knollen jahrelang haltbar und wurden sogar als Zahlungsmittel benutzt.

Kartoffel? Nein, Danke!

Etwa gegen 1560 brachten spanische Eroberer zum ersten Mal die Knollen in ihrem Reisegepäck nach Europa. Auf See waren sie ein dankbares Nahrungsmittel, da die sich gut lagern ließen und Skorbut verhinderten. Auf dem Festland wusste man dagegen mit der exotischen Pflanze nur wenig anzufangen. Wegen ihrer schönen Blüten wurde sie Königshäusern für ihre botanischen Gärten geschenkt, als Nahrungsmittel stieß sie auf Ablehnung. Das hatte verschiedene Gründe: als Nachtschattengewächs galt sie wie etwa die Tollkirsche oder Alraune als „Hexenpflanze“, da sie je nach Dosierung eine berauschende oder tödlich giftige Wirkung innehat. Dass man nur die gekochten braunen Wurzeln, nicht aber die oberirdischen Pflanzenteile verzehren sollte, war den meisten Menschen unbekannt.

Kartoffeln Weltacker

Lieber nur die Knollen essen – sonst gibt es Albträume (pixabay)

Trügerisch waren auch die Früchte, die die Kartoffelpflanze nach der Blüte ausbildet: werden sie verzehrt, sind Übelkeit und Vergiftungen vorprogrammiert. Außerdem kommt die Kartoffel mit keinem Wort in der Bibel vor, was die Vorbehalte noch verstärkte. Die Knolle hatte zwar durchaus einige Fürsprecher, wie etwa Großbritanniens Royal Society, die schon 1660 auf ihren Wert im Kampf gegen Hunger hinwies, oder den Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel, der 1591 schrieb:

„Dieselbigen, wenn sie gekocht werden, seindt gar anmuthig zu eßen“.

Trotz allem landete die Knolle zuerst nur im Schweinetrog.

Die List des ‚Alten Fritz‘

Auch 200 Jahre nach ihrer Ankunft in Europa hatte sich die Kartoffel nicht durchgesetzt. Friedrich der Große wusste um die Ernährungsqualität der Kartoffel und versuchte, sie zuerst durch Verteilung von Saatknollen zu verbreiten. Als der Erfolg aber ausblieb und sich eine ernsthafte Hungerkrise anbahnte – durch Bevölkerungswachstum und Krieg – griff der König zu Dekreten und Kontrollen. Den ersten Kartoffelbefehl erteilte er 1746, doch mussten noch mehrere folgen, bis das Volk mit dem Anbau begann. Einer Legende nach griff der ‚Alte Fritz‘ zu einer List, um die Bauern zu überzeugen: Er ließ seine eigenen Felder von Soldaten bewachen, lies aber Diebstähle bewusst zu. Was für den König so wertvoll war, musste doch auch den einfachen Leuten schmecken!

Siegeszug und Schicksalsschläge

Zum Schluss half dann der akute Hunger zum Siegeszug der Kartoffel, den Friedrich II. selbst nicht mehr miterlebte. Sie ist sehr ergiebig, denn sie liefert auf der gleichen Fläche zwei- bis viermal so viele Kalorien wie Getreide. Zudem wächst sie unkompliziert auch auf schlechten Böden. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts war die Knolle dann so weit verbreitet, dass sie entscheidend zum wirtschaftlichen Aufschwung des Kontinents beitrug. Durch das gestiegene Nahrungsangebot wuchs auch die Bevölkerung, in manchen Ländern so stark, dass sie von der Kartoffel abhängig wurden.

Kartoffeln Weltacker

Friedrich der Große: Er verhalf der Knolle zum Siegeszug (pixabay)

In Irland führte die Ausbreitung der Kartoffelpest, eines aus Nordamerika eingeschleppten Pilz namens Phytophthora infestans Mitte des 19. Jahrhundert zu einer derartigen Hungersnot, dass innerhalb weniger Jahre die Bevölkerung der Insel halbiert wurde. Wenn die Menschen nicht verhungerten, wanderten sie aus, vor allem nach Amerika. Doch auch in den Städten Europas war die Knolle unverzichtbar geworden, vor allem für die arme Arbeiterschicht, für die frisches Obst oder Gemüse oft unerreichbar waren.

Heutiger Anbau

Heute ist die Kartoffel nach Reis und Getreide das drittwichtigste Grundnahrungsmittel. Über eine Milliarde Menschen isst weltweit die Knolle, und die globale Produktion übersteigt 300 Millionen Tonnen im Jahr auf über 19 Millionen Hektar. Es gibt über 4.000 verschiedene Sorten, zudem noch 180 Wildarten. Diese sind besonders wichtig, da versucht wird eine Resistenz gegen Pflanzenkrankheiten wie die Kartoffelfäule zu erzielen. Hier greifen Züchter auf den Genpool im Internationalen Kartoffelcenter in Lima, Peru zurück.

Die Kartoffel breitet sich vegetativ aus, eine neue Pflanze kann also aus einer Kartoffel oder gar einem Stück davon gezogen werden. An einer Pflanze entstehen wiederrum 5-20 neue Knollen, die mit ihrer Mutterpflanze genetisch identisch sind. Eine Kartoffelpflanze produziert auch Blüten und Beeren, aus denen neue, genetisch differenzierte Setzlinge entstehen.

Kartoffeln sind sehr flexible Pflanzen, denn sie wachsen von Meereshöhe bis hinauf zu 4700 über NN. Meist wird eine Nachttemperatur von unter 15°C für ein Knollenwachstum benötigt, allerdings wird dieses Wachstum von Bodentemperaturen unter 10°C und über 30°C massiv eingeschränkt. Es gibt frühe, mittlere und Spätkartoffeln, die sich jeweils in ihrer Wachstumsdauer unterscheiden. Die frühe Variante benötigt zwischen 90 und 120 Tagen und benötigt eine Tageslänge von 15 bis 17 Stunden, während die späte 150 bis 180 Tage benötigt und sowohl bei kurzen als auch bei langen Tagen gute Erträge einbringt.

Um optimale Ergebnisse zu liefern, sollte die Kartoffel in einem Drei- oder mehr Jahreszyklus mit anderen Feldfrüchten wie Mais, Bohnen oder Alfalfa angebaut werden. So wird eine gute Bodenfruchtbarkeit erhalten sowie Krankheiten in Schach gehalten. Generell wird 5-10 cm unter die Erde gesät.

Wussten Sie schon, dass…?

  • Kartoffeln viel Vitamin C beinhalten? 15 mg pro 100g gekochter Kartoffel sorgen für straffe Haut und Bindegewebe und sind auch verantwortlich für glänzende Haare und gesunde Nägel.
  • Kartoffel und Süßkartoffel nicht verwandt sind? Die Kartoffel gehört zur Familie der Nachtschattengewächse und die Süßkartoffel zu den Windengewächsen.
  • Kartoffeln nach Milchprodukten das meistkonsumierteste Produkt in den USA sind?
Kartoffeln Weltacker

Kartoffeln sind das zweit-meistkonsumierte Produkt in den USA (pixabay)

Text von Magdalena Mirwald

Weitere Informationen: 

Quellen:

pflanzenforschung.de, FAO, FOCUS, die-kartoffel.de, daserste.de