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Kohl (Grünkohl)

Grünkohl

Grünkohl (Foto: Pixabay)

Der Kohl (Brassica) ist eine Pflanzengattung der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) und beinhaltet viele wichtige Kulturpflanzen. Meistens verwendet man den Begriff Kohl für den Gemüsekohl, zu dem u.a. Grünkohl, Brokkoli, Weißkohl, Rotkohl, Rosenkohl und Kohlrabi gehören. Auf unserem Weltacker wuchs Grünkohl, daher möchte ich in diesem Artikel auf den Grünkohl eingehen.

Grünkohl zu essen, ist vor allem in Norddeutschland ein weit verbreiteter Brauch. Hier wird der Grünkohl (Brassica oleracea var. sabellica L) traditionell als Beilage zu Kartoffeln und Fleisch gegessen. In manchen Teilen Deutschlands wird der Grünkohl sogar ausgiebig zelebriert, wie es der Fall in der niedersächsischen Stadt Oldenburg ist. Hier wird einmal im Jahr ein Kohlkönig oder eine Kohlkönigin gewählt. Dabei handelt es sich meistens um wichtige Figuren in der Politik: mehrere Bundeskanzler trugen schon diesen Titel, darunter Helmut Kohl, Helmut Schmidt und Angela Merkel.

Gemüsekohl kann 40 bis 120cm groß werden und lebt in der Regel ein bis zwei Jahre, bevor er geerntet wird. Gegessen werden von der Pflanze die Blätter, welche meistens aufgrund des Lotoseffekts abwischbar sind. Lotoseffekt wird es genannt, wenn Wasser auf einer Oberfläche abperlt. Dieser Effekt entsteht durch eine Benetzung des Blattes, die dafür sorgt, dass es für den Wassertropfen energetisch günstiger ist, in dieser Form zu bleiben, anstatt sich auszubreiten.

Geschichte und Herkunft des Kohls

Alle Kohlarten, die heutzutage vom Menschen angebaut werden, stammen von dem Wildkohl ab, der heute noch in einigen Ländern vorzufinden ist, unter anderem in denen am Mittelmeer.  Angebaut wird der Grünkohl seit dem 3. Jahrhundert v.Chr. in Griechenland und auch im heutigen Italien wurde zur Zeit der Römer der Kohl kultiviert. Wann genau der Grünkohl jedoch im Speiseplan des Menschen auftauchte ist nicht genau nachzuvollziehen, so kann die Nutzung von Kohl in Deutschland erst im 16ten Jahrhundert nachgewiesen werden. In Bremen gibt es beispielsweise seit 1545 das Schaffermahlfest, das älteste sich alljährlich wiederholende Brudermahl der Welt, auf dem immer Kohl gegessen wird. Auch im alten Ägypten war der Kohl nicht unbekannt, denn er diente dort als Heilmittel gegen verschiedene Krankheiten.

Grünkohl

Grünkohl (Foto: Pixabay)

Anbau und Ernte des Grünkohls

Mit der Zucht des Grünkohls kann man ab Mai anfangen. Da werden die Jungpflanzen im Bett hochgezogen, wobei sie die Möglichkeit haben sollten, sehr tief zu wurzeln, um einen Befall durch die Kohlfliege zu verhindern. Des Weiteren sollte man, wenn auf einer Fläche Grünkohl angebaut wurde, nicht direkt im Jahr darauf wieder welchen anbauen, damit man das Risiko auf Krankheiten vermindert. Wer seine eigene Kohlsaat herstellen will, der muss sich etwas gedulden, da der Grünkohl erst im zweiten Jahr Blüten bildet. Will man nicht nur Kohl, sondern auch andere Pflanzen anbauen, der kann auf Tomaten, Stangenbohnen, Spinat, Sellerie, Rhabarber, Radieschen, Pflück- und Kopfsalat, Lauch, Gurken und Erbsen zurückgreifen, da die alle geeignete Nachbarn für den Grünkohl sind.  

In der industriellen Landwirtschaft wird der Kohl meistens im September geerntet und dann eingelagert. Dies jedoch ist nicht zwingend notwendig. Wenn man Kohl selbst anbauen will, dann kann man ihn den ganzen Winter über ernten. Es ist dabei ratsam bis zum ersten Frost zu warten.

Grünkohl stellt, wie alle grünen Pflanzen, seinen Traubenzucker durch Fotosynthese her und wandelt zur Energiegewinnung außerdem die in ihm enthaltene Stärke in Zucker um. Wenn es draußen kälter wird, dann steigt der Zuckergehalt in der Pflanze an, da bestimmte Enzyme, die Zucker in andere Stoffe umwanden, bei niedrigeren Temperaturen nicht mehr arbeiten. Allgemein gilt zwar, je höher der Gehalt an Traubenzucker, desto schmackhafter ist der Grünkohl, aber trotzdem lässt sich durch Frost nach der Ernte der Zuckergehalt im Kohl nicht mehr ändern, da die Zuckerherstellenden Prozesse nur in der lebendigen Pflanze vonstattengehen. Das heißt, wer den leckersten Grünkohl haben will, der sollte sich mit der Ernte einfach etwas länger gedulden.

Grünkohl

Grünkohl (Foto: Pixabay)

Nährstoffe und Nutzen von Grünkohl

Im Winter ist es besonders schwer, sich gesund und abwechslungsreich zu ernähren. Die Kälte und die Dunkelheit verstärken eher den Gang zum Süßigkeiten- und nicht zum Gemüseregal. Außerdem wachsen die meisten Pflanzen, wenn es warm ist und wer eigentlich saisonal und regional kaufen will, der hat in Deutschland in den kalten Monaten wenig Auswahl. Doch dafür eignet es sich, Grünkohl zu essen. Dieser enthält sehr hohe Mengen an Vitamin C, das wichtig für unser Immunsystem ist und deshalb vor allem im Winter, wenn eine Grippe nach der anderen rumgeht, besonders hilfreich ist. Außerdem enthält Kohl einen ziemlich hohen Gehalt an Betacarotin, einer Vorstufe von Vitamin A und große Mengen an Vitamin K. Neben den Vitaminen findet man in Grünkohl wichtige Mineralstoffe wie Kalium, Calcium Magnesium und Phosphor.

Das heißt, Grünkohl ist sehr gesund für den Menschen und eine super Quelle für viele wichtige Stoffe. Dabei muss er nicht unbedingt traditionell nach westfälischer Art zubereitet werden, mit Fleisch uns Salzkartoffeln, sondern es gibt viele andere leckere Zubereitungsmöglichkeiten. Was besonders lecker ist, anstatt den Grünkohl zu kochen, ist es, diesen anzubraten. Ich mache das, indem ich Öl in einer Pfanne erhitze, dann Zwiebeln und Knoblauch anbrate. Dazu kommt dann der Grünkohl und wird angebraten, bis ich das Gefühl habe, dass er fertig ist. Was man dabei beachten muss ist, dass frischer Grünkohl sehr stark schrumpft, wenn man ihn erhitzt, aufgrund des hohen Wassergehalts. Dieses Grundrezept kann man dann variieren, wie man möchte.

Grünkohl

Grünkohl von unserem Weltacker (Foto: Sara Luisa Pinto de Carvalho)

Die weiße Fliege und Pestizide

„Bio-Kohl ohne weiße Fliege habe ich noch nie gesehen“, meinte unser Weltacker-Gärtner Gerd Carlsson, als wir am Ende der Saison den Grünkohl ernteten. Tatsächlich nisteten die kleinen Tiere auf allen Blättern und es war sehr mühsam, diese weg zu schrubben. Doch man sollte auf keinen Fall auf Pestizide beim eigenen Anbau zurückgreifen. Entweder, man lässt die Fliegen nisten und wäscht sie dann ab, oder man greift auf andere Hilfsmittel zurück. Pestizide sollte man definitiv keine benutzen. Wie wir bei unserem Ackertalk Insektensterben bereits gelernt haben, sterben die Insekten nach und nach aus. Zwar ist da der Hauptverursacher die konventionelle Landwirtschaft, aber auch Hobbygärtner kippen die Gifte auf ihre Blumen und anderen Gartenpflanzen.

Doch das ist sehr gefährlich: denn nicht nur die vermeintlichen Schädlinge sterben bei einem solchen Einsatz von Pestiziden, sondern auch viele andere Lebewesen. Wie genau diese Pestizide in die Ökosysteme der Erde eingreifen ist noch nicht bekannt, weil das höchst komplexe Systeme sind. Wenn der Mensch dann je nach Lust und Laune einzelne Lebewesen eines solches Systems entfernt, können diese zusammenbrechen oder aus dem Gleichgewicht geraten. Daher sollte man lieber auf Nützlinge und Mischkulturen setzen. Es gibt bestimmte Pflanzen, die gemeinsam super gegen Schädlinge sind. Also lieber schauen, welchen Nachbarn man seinen Pflanzen geben will, anstatt noch mehr Gifte in die Umwelt zu geben.

Text von Sara Luisa Pinto de Carvalho

Weitere Informationen zum Thema Pestizide und Insektensterben

Insektensterben | NABU

Pestizide im Haus- und Kleingarten | BUND

Quellen

Kohl | Wikipedia

Kohlfest in Oldenburg

Gemüsekohl | Wikipedia

Grünkohl | Wikipedia

Grünkohl | Zentrum der Gesundheit

Kohl pflanzen