Echte Weinrebe, Vitis vinifera

Fläche global: 6,9 Millionen Hektar
Fläche auf dem Weltacker: 8,3 m² (0,4 %)
Herkunftsregion: Südkaukasus (Georgien), Fruchtbarer Halbmond
Hauptanbaugebiete: Spanien, Frankreich, Italien, China
Verwendung / Hauptnutzen: Wein, Tafeltrauben, Rosinen, Saft, Traubenkernöl
Die Weinherstellung ist eine jahrtausendealte Kunst. Schon Menschen in der Steinzeit entdeckten, dass durch die Lagerung ein berauschendes Getränk entstand. In Georgien wurde die bisher älteste professionelle Kelteranlage für Wein ausgegraben. Stolze 8.000 Jahre alt ist der älteste Weinkrug. Da sich keine Erklärung für die Wirkung finden ließ, wurde Wein schnell zu etwas Übernatürlichem und ist seit langem eng mit Religion und Glauben verknüpft. Dem Wein wurde in der griechischen und römischen Mythologie sogar ein eigener Gott gewidmet. Dionysos bzw. Bacchus ist der Gott des Weines, der Fruchtbarkeit und des Rausches.
Eine hochwachsende Kletterpflanze
Die Weinrebe ist eine mehrjährige holzige Kletterpflanze, die über hundert Jahre alt werden kann, meist erreicht sie ein Alter von 30 bis 50 Jahren. Im Herbst färben sich die Blätter wunderschön rot oder gelb. Im Winter verliert die Pflanze ihre Blätter, um dann im Frühjahr neue Ranken der Sonne entgegenzustrecken. Ihre Wurzeln reichen tief und erreichen noch weitentfernte Wasservorkommen. Die Blätter sind grob herzförmig, die Blüten gelb und unscheinbar. Aus ihnen entwickeln sich an einer Rispe die Weinbeeren bzw. Trauben mit breitem Farbspektrum: von grün über gelb und rot bis hin zu blauviolett.
So alt wie Getreide
Die Wildpflanze, also Wilder Wein, ist schon so alt wie die Dinosaurier. Seit über 80 Millionen Jahren schlängelt sich Wilder Wein auf der Erde. Nomadische Völker der Steinzeit sammelten die wilde Form der Weintrauben und genossen deren Süße. Die Domestikation, also die Veränderung von Wildpflanze zu Kulturpflanze, fand nach neuesten Erkenntnissen vermutlich getrennt für Kelter- und Tafeltrauben statt. Keltertrauben zur Weinherstellung wurden nach der letzten Eiszeit im Kaukasus domestiziert, in einer Region die heute Armenien, Georgien und Aserbaidschan umfasst. Tafeltrauben hingegen werden als Obst gegessen. Sie wurden in der Region des Fruchtbaren Halbmondes domestiziert. Etwa am gleichen Ort und auch zur gleichen Zeit wie Getreide, also vor ungefähr 11.000 Jahren. Die Weinrebe gehört damit zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit.
Heute ist der Weinanbau auf der ganzen Welt in gemäßigtem und subtropischem Klima zu finden. In warmen Gegenden wird Wein in der Ebene angebaut, während in kälteren Klimaten sogenannte Weinberge an Hängen zu finden sind. Besonders trockene, steinige Südhänge, die sich schnell von der Sonne erwärmen und die Hitze lange speichern, eignen sich. Anderweitige landwirtschaftliche Nutzung ist dort meist unmöglich. Diese Weinberge sind traditionell mit Trockensteinmauern in Terrassen untergliedert, die durch ihre Ästhetik das Landschaftsbild prägen. Die Trockensteinmauern bieten aber auch ein besonderes Mikroklima, das Lebensraum für eine große Artenvielfalt an Pflanzen, Insekten und Reptilien schafft. Im Anbau unterscheiden sich Kelter- und Tafeltrauben nicht groß. Weil die Süße der Trauben für die Qualität des Weines entscheidend ist, werden Keltertrauben meist etwas später im Jahr geerntet. Eine Besonderheit ist hier der Eiswein. In Frankreich, Deutschland oder Kanada beispielsweise werden dafür die Trauben in gefrorenem Zustand geerntet, um diese im Anschluss zu Wein zu verarbeiten. Ziel ist es, dadurch einen besonders hohen Zuckergehalt zu erhalten. Heute gibt es mehr als 5.000 verschiedene Rebsorten, die auf der ganzen Welt in warm-gemäßigtem Klima angebaut werden. Neben den großen Weinbauländern Spanien, Frankreich und Italien ist heute China einer der wichtigsten weltweiten Weintraubenproduzenten – gemessen an der produzierten Menge ist China auf Platz eins weltweit. Das war nicht immer so: Erst seit den 1980er Jahren stieg chinesische Produktion markant an und verdoppelte sich in letzten zehn Jahren sogar. 84 Prozent davon sind Tafeltrauben, die zu einem großen Teil als süßes Frischobst in China konsumiert werden.
Ist Wein gesundheitsfördernd?
Weintrauben sind eine der süßesten Früchte der Welt. Rund 30 Prozent ihres Gewichts bestehen aus Zucker. Der größte Anteil der geernteten Trauben wird zu Wein oder Sekt verarbeitet. Etwa 10 Prozent werden als Tafeltrauben und rund 5 Prozent als Rosinen vermarktet. Außerdem kann durch Destillation von Wein Weinbrand und durch milchsaure Vergärung Weinessig hergestellt werden. In den Kernen steckt rund 15% Öl, welches als Traubenkernöl unter anderem in Kosmetikprodukten Anwendung findet. Selbst in Backpulver lassen sich Bestandteile von Trauben finden. Der bei der Weinherstellung entstehende Weinstein entwickelt in Kombination mit Natron backtreibende Eigenschaften.
Die Herstellungsart des Weines bestimmt, welche Farbe der Wein am Ende hat. So ist Rosé keineswegs eine Mischung aus Rot- und Weißwein, sondern entsteht durch eine spezielle Technik. Beim Rotwein werden die roten Trauben gequetscht und Most und Traubenhäute werden gemeinsam vergoren. Beim Rosé-Wein wird der Most nach wenigen Stunden getrennt und nur der Most vergoren. So haben die Farbstoffe, die nur in der Haut stecken, deutlich weniger Zeit, um in den Wein überzugehen. Weißwein wird nach dem Quetschen abgepresst, auch hier wird nur der Most vergoren. Nach dem Gären wird der Wein gelagert und anschließend in Flaschen abgefüllt.
Dem Wein werden bestimmte gesundheitliche Vorteile zugesprochen. So soll Wein positive Wirkungen auf das Herzkreislaufsystem haben und vor lebensbedrohlichen Ereignissen, wie Herzinfarkt oder Schlaganfall schützen. Jedoch ist Alkohol ein starkes Nerven- und Zellgift. Die negativen Folgen übersteigen bei Weitem die positiven Eigenschaften. So gilt heute, dass es keine Alkoholmenge gibt, die als gesundheitlich unbedenklich gilt.
Historische Krise: die Reblaus zerstört Europas Weinanbau
Mitte des 19. Jahrhunderts gelangten durch die Einführung von Dampfschiffen Wilde Rebstöcke samt Wurzelreblaus aus Amerika nach Europa. Da die Dampfschiffe nur noch zehn Tage für eine Überfahrt anstelle von sechs Wochen mittels Segelschiffs brauchten, überlebten Wurzelrebläuse die Schifffahrt. Schnell breitete sich die Reblaus in europäischen Weinbergen aus und führte zu einer der schwersten Krisen im Weinbau. Fast 70 Prozent der Weinanbaugebiete waren mit der Reblaus befallen. Massive Ernteeinbußen waren die Folge. Nach vielen ineffektiven Bekämpfungsmethoden, kamen Weinbäuer*innen und Wissenschaftler*innen auf die Idee, europäische Reben auf resistente amerikanische Unterlagen zu veredeln. Die Wurzeln und der untere Teil des Rebstocks ist somit resistent gegen die Reblaus, wohingegen durch den oberen Teil des Rebstocks weiterhin europäische Traubensorten geerntet werden können. Durch diese effektive Methode konnte der Weinanbau in Europa wieder aufgenommen werden.
Quellen
Spektrum, Lexikon der Biologie: Weinrebe
Yang Dong et al. (2023): Dual domestications and origin of traits in grapevine evolution. Science379,892-901. DOI:10.1126/science.add8655
Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V.: Website
Terra X (ZDF): Wein – Eine Geschichte durch Jahrtausende
MDR Wissen: Stimmt nicht: Ein Glas Wein am Tag ist gesund