Soja (Lat. Glycine max, Engl. soybean) ist eine einjährige Pflanze, die zur Familie der Hülsenfrüchte gezählt wird. Neben Mais, Reis und Weizen gehört Soja inzwischen zu den wichtigsten Nutzpflanzen überhaupt. Keine andere Kulturpflanze hat seit 1960 einen ähnlichen Zuwachs der globalen Anbaufläche zu verzeichnen. Auf mittlerweile 6 Prozent der weltweiten Ackerfläche wird heute Soja kultiviert. Etwa die Hälft stammt dabei aus den Ländern Südamerikas. Die Sojabohne gehört inzwischen zur wichtigsten Ölsaat.
Sojabohnen werden sehr vielfältig eingesetzt: Ein Großteil der geernteten Sojabohnen wird zur Gewinnung von Öl genutzt, welches wiederum Anwendung in der Lebensmittel – sowie Kraftstoffindustrie findet. Nur lediglich 2 % der angebauten Sojabohnen werden direkt vom Menschen verzehrt. Nach Angaben des SWR2 sind in über 30.000 verschiedenen Lebensmitteln Sojaextrakte enthalten. Der nach der Gewinnung von Sojaöl verbleibende „Sojakuchen“ wird zumeist in der Nutztierhaltung verfüttert. Aufgrund des hohen Weltbedarfs werden nach wie vor riesige Sojaanbauflächen erschlossen, was häufig mit katastrophalen Umweltzerstörungen einhergeht. Folglich gibt es beispielsweise einen direkten Zusammenhang zwischen unserem Fleischkonsum und der Zerstörung des südamerikanischen Regenwaldes.
Wie wächst Soja?
Die Sojabohne ist eine einjährige Pflanze, die krautig wächst. Hochwüchsige Sorten können aber auch bis zu 2 Meter hoch wachsen. Zumeist erreichen sie aber eine Wuchshöhe von etwa 20-80 Zentimetern. Die Laublätter und die dünnen, verzweigten Stängel sind in der Regel stark behaart. Grundlegend gibt es aber zahlreiche Sorten mit diversen morphologischen Unterschieden. Für ein optimales Wachstum benötigt Soja lockere und damit gut durchlüftete Böden, welche bestenfalls tiefgründig sind und eine hohe Wasserspeicherkapazität haben. Aus den lila oder weißen Blüten entstehen etwa 4 cm lange Hülsen. In diesen Hülsen befinden sich bis zu 4 Samen: Die sogenannten Sojabohnen. Fallen die Blätter im September/Oktober ab, kann die Sojabohne geerntet werden.
Soja: Eine uralte Nutzpflanze. Von China über Europa in die USA.
Die Ursprünge der Sojapflanze liegen in Asien. Bereits vor 9 000 Jahren wurden in Nordchina Wildformen der Pflanze genutzt. Die ersten Belege von domestizierten Sojabohnen stammen allerdings aus Japan und sind etwa auf die Zeit von 3 000 v. Chr. datiert. Etwas später gelang es auch nachweislich chinesischen und koreanischen Bauern diese unabhängig voneinander anzubauen. Vornehmlich in China gilt Soja seit jeher neben Hirse zu den wichtigsten Nahrungsmitteln.
Während Soja aber in Asien eine sehr lange Anbautradition besitzt und kulturell verankert ist, wurde sie in Europa erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Botaniker Kreisen wahrgenommen und vereinzelt in den Niederlanden und Frankreich gezüchtet. Heimisch wurde die Sojabohne bei uns aber nie.
Ganz anders in den USA: Obwohl die Sojabohne zwar Mitte des 18. Jahrhunderts in die USA kam, sollte sie erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts von wachsender Bedeutung sein. Und das nicht als Nahrungsmittel, denn aufgrund des markanten Geschmacks wurde die Sojabohne vorerst kaum in der Lebensmittelindustrie eingesetzt. Palmenöl aus dem pazifischen Raum wurde wegen des markanten Sojaöl Geschmacks bevorzugt. Soja wurde daher eher für industrielle Zwecke eingesetzt: In der Kunststoff sowie in der der Firnis- als auch in der Farbherstellung wurden die Pflanzenextrakte benötigt.
Durch den wachsenden Industriebedarf, aber auch durch die Etablierung einer mechanisierten Landwirtschaft stieg die Sojaanbaufläche in den USA zwischen den Weltkriegen rasant an. Einhergehend entstanden Zucht-und Forschungsstationen, die Soja gegenüber anderen Nutzpflanzen zahlreiche Vorteile einräumten. Aufgrund dessen etablierte sich Soja beispielsweise zunehmend auch als Viehfutter.
Als im Zuge des 2. Weltkrieges die Palmenölproduktion im pazifischen Raum nicht mehr den nordamerikanischen Bedarf zu decken vermochte, fand Soja Stück für Stück auch in der amerikanischen Lebensmittelindustrie Anwendung.
Etwa zeitgleich erlebte Soja im nationalsozialistischen Deutschland einen ungeahnten Aufstieg. Denn in Deutschland galt Soja bei den Nazis bald als „Wunderbohne“. Aufgrund des hohen Nährstoffgehalts sollte Soja einen entscheidenden Beitrag zur Versorgung der Wehrmacht im II. Weltkrieg leisten. Folglich wurde auch in Deutschland die Sojaforschung stark vorangetrieben: Speziell für die Wehrmacht kreierte man bestimmte Lebensmittel, die sich heute in abgewandelter Form wieder großer Beliebtheit erfreuen. Beispielsweise entstanden so vegetarische Brotaufstriche, Pulver zur einfachen Herstellung von Bratlingen oder auch erste Fleischersatzprodukte auf Basis von Soja.
Nach dem 2. Weltkrieg stieg der globale Sojaanbau weiter rasant an. Da sich Soja zunehmend auch als Futtermittel in Europa durchsetze und der Industriebedarf weiter stieg, versechsfachte sich die weltweite Sojaproduktion. Zu Beginn der siebziger Jahre etablierte sich der Anbau auch verstärkt in Südamerika.
Heute ist die USA der größte Sojaproduzent, gefolgt von Brasilien, Argentinien und China. Insgesamt produziert die Weltgemeinschaft über 250 Millionen Tonnen auf einer Fläche von knapp 100 Millionen Hektar Ackerland. Mithilfe der massiven Forschung etablierten sich gentechnisch veränderte Sojapflanzen. Folglich sind heute etwa 75 Prozent der angebauten Sojapflanzen gentechnisch manipuliert. Seit 1996 existieren sogar Glyphosat-resistente Pflanzen.
Ein Großteil der jährlichen Sojaernte stammt heute aus den Ländern Südamerikas. Fast jährlich steigen die Produktionszahlen. Dem einher gehen allerdings zunehmende Umweltzerstörungen von globalem Ausmaß. So werden seit Jahrzehnten die Regenwälder Brasiliens oder die Nebelwälder Argentiniens zur Erschließung neuer Anbaugebiete abgeholzt und somit ganze Ökosysteme zerstört, mit weltweit spürbaren Folgen. Auch bedroht der globale Sojaanbau ganze Bevölkerungsgruppen in den entsprechenden Gebieten.
Die Verwendung von Soja ist enorm vielseitig
Über 90 Prozent der global geernteten Sojabohnen wird schlussendlich gepresst. Aus der Pressung entstehen anschließend zumeist Sojamehl und Sojaöl. Das Sojaöl wird vornehmlich in der Lebensmittelindustrie eingesetzt. Hier dient es als Koch- und Bratöl sowie als Fett. Das gewonnene Sojamehl hingegen wird zu einem Großteil in der Futtermittelindustrie eingesetzt. Zumeist als Ergänzungsfutter dient es der weltweiten Geflügel-, Rinder- und Schweinezucht. Aus dem Sojamehl lassen sich aber auch die in Deutschland beliebten Fleischersatzprodukte („Sojafleisch“) herstellen. Dafür wird die Sojabohne entfettet und das Eiweiß isoliert. Unter Wärmezufuhr entsteht dann sogenanntes „textuiertes Soja“. Natürlich wird Soja auch zu anderen veganen und vegetarischen Produkten wie dem uralten, aus Japan stammenden Tofu oder Sojamilch verarbeitet.
Ähnlich anderen Nutzpflanzen wird Soja ebenfalls für industrielle Zwecke eingesetzt. So wird in den USA und Südamerika Sojaöl verstärkt als Biokraftstoff genutzt. Im Gegensatz zum konventionellen Kraftstoff reduziert Biodiesel aus Sojaöl erheblich die entstehenden Treibhausemissionen. Folglich gilt es als umweltfreundlicher aber auch effektiver als Bioethanol auf Maisbasis. Das Problem ist aber, dass so auf riesigen Anbauflächen Soja kultiviert wird, welches nicht der Ernährung dient. Folglich entsteht ein hoher Ackerflächenverbrauch ohne Ernährungszwecke.
Aber auch die Verwendung in der Farbindustrie ist nach wie vor relevant. So werden beispielsweise fast 50 Prozent der amerikanischen Zeitungen und Magazine mit Farben auf Basis von Sojaöl gedruckt.
Autor: Thomas Beutler
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