Die Welt auf einem Acker

Teilen wir die rund 1,6 Milliarden Hektar weltweiter Ackerfläche durch die Zahl der Menschen auf der Erde, so erhält jeder Mensch 2000 m². Das ist also der Anteil am Ackerland, der uns allen rechnerisch zusteht. Darauf muss wachsen, was uns ernährt und versorgt: Weizen für Brot, Kartoffeln, Kohl, Karotten, dazu Mais und Soja als Futterpflanzen für Tiere, aber auch Zuckerrüben für den Zucker im Tee oder Kaffee, Baumwolle für T-Shirts, Sonnenblumen für Speiseöl sowie Raps für Biodiesel.

Die zukünftige Fruchtbarkeit und die biologische Vielfalt unseres Bodens hängen davon ab, wie wir damit umgehen. Das heißt, wie wir den Boden bearbeiten, die Pflanzen behandeln und die Ernte verarbeiten. 

Um euch einen Einblick in die globale Landwirtschaft zu geben und die Zusammenhänge von Landwirtschaft, Ernährung, globalem Klima, Ernährungsgerechtigkeit und Biodiversität sinnlich begreifbar zu machen, wurden an vielen Orten rund um den Globus Weltacker-Bildungsorte geschaffen. Hier wachsen auf 2000 m² maßstabsgetreu ca. die 45 wichtigsten Kulturen der Welt. In umfangreichen Bildungsangeboten bieten euch die lokalen Teams der Weltäcker eine einmalige Lernerfahrung.

Der Weltacker in Berlin war der erste Weltacker – in unserem kleinen Weltacker-Film bekommt ihr ein paar Eindrücke von den Anfängen.

Unsere Botschaften

Es ist genug für alle da!
Auf 2000 m² wächst mehr, als ein Mensch verspeisen kann. Teilen wir die globale Ackerfläche gerecht auf, reicht es für alle.

Jeder Bissen hat seinen Ort
Mit jedem Bissen, den wir zu uns nehmen, geben wir irgendwo auf der Welt den Auftrag, auf bestimmte Art und Weise etwas anzubauen. Wir beeinflussen mit unserer Ernährung also die Gesundheit und Schönheit unserer Biotope und Ökosysteme.

Vielfalt ist Leben
Von meinen 2000 m² muss eine enorme Vielzahl weiterer Organismen leben, damit der Acker fruchtbar und die Biodiversität erhalten bleibt. Ein lebendiger Boden ist die Grundlage für einen lebendigen Organismus. Das erfordert Kooperation und Rücksicht.

Darüber hinaus könnt ihr auf den lokalen Weltäckern zu vielen Themenschwerpunkten lernen: ob Klima, gesunde Ernährung, globale Ernährungsgerechtigkeit, Saatgut oder vieles mehr – entdeckt die Weltäcker und ihre Bildungsangebote.

Herausforderungen der globalen Landwirtschaft

Ja, die gute Nachricht ist: Was auf 2000 Quadratmetern wächst, kann ein einzelner Mensch im einem Jahr kaum vertilgen. Die Welternährungsorganisation FAO hat hochgerechnet, dass die Kalorien, die wir weltweit produzieren, ausreichen, um rund 12 Milliarden Menschen zu ernähren.

Aber in der Realität hungern trotzdem hunderte Millionen Menschen weltweit. Doch warum, wenn wir so viel haben? Wenn wir ein Drittel der Agrarproduktion wegwerfen oder verderben lassen, mehr als ein Drittel an Tiere verfüttern und immer mehr für die Erzeugung von Sprit und Strom vom Acker ernten, dann werden unsere Ressourcen langsam knapp. Zudem werden die Ressourcen nicht gleichermaßen verteilt: aktuell verbrauchen Menschen in der EU im Durchschnitt zum Beispiel 3000 m² pro Person. Die Ernährung jedes Einzelnen entscheidet mit darüber, wie viel Fläche wir nutzen, um satt zu werden.

Je mehr tierische Nahrungsmittel wir verbrauchen, die nicht von Weiden oder aus Wäldern und Ozeanen stammen, desto größer wird die notwendige Ackerfläche. Die genutzte Fläche allein ist freilich noch kein ausreichender Indikator für nachhaltiges Wirtschaften. Ökologisch entscheidend ist die Biodiversität. Wie geht es den Milliarden Einzellern, dem Regenwurm, dem Feldhasen und der Lerche, die ebenfalls von diesen Flächen leben? Ohne sie wäre der Boden nicht fruchtbar und könnte uns nicht ausreichend ernähren. Eine entscheidende Rolle spielt außerdem die fossile Energie, die in unserem Acker steckt, und die Menge an Treibhausgasen, die ihm entweichen oder von ihm aufgenommen werden. Es ist eine Herausforderung, durch gezielten Humusaufbau Kohlenstoff aus der Atmosphäre wieder in den Boden zurückzuführen.

Soziale Nachhaltigkeit, regionale  Entwicklung und globale Ernährungssicherheit bemessen sich vor allem daran, wie viel menschliche Arbeit zu welchem Einkommen beziehungsweise wie viel direkter Nährwert für hunderte Millionen Selbstversorger-Landwirte in 2000 Quadratmetern stecken. Ein Bauernhof in Asien oder Afrika ist im Schnitt einen Hektar groß. Er muss weit mehr als eine Familie von fünf Personen ernähren (2000 m² sind 0,2 Hektar). Das tut er in aller Regel auch, während wir in Europa mit 2000 Quadratmetern meist nicht auskommen. Agrarökologische Impulse und Innovationen sind hier wie dort vonnöten und in Arbeit. Diese Herausforderungen, aber auch die zahlreichen Lösungen, möchten wir mit unserer globalen Bewegung bewusst machen.

Für einen tieferen Einblick in die Herausforderungen und Lösungen unseres Landwirtschaftssystems schaut euch doch mal in unseren Weltacker-Themen um.