Die Küchen- oder Hauszwiebel (lat. Allium cepa) ist eine Pflanzenart der Gattung Lauch. Sie ist eine der ältesten Kulturpflanzen überhaupt. So war die Zwiebel schon im pharaonischen Ägypten wegen ihrer heilenden Eigenschaften der großen Göttin Isis geweiht. Später entwickelte sich sie sich zum „Arme-Leute-Essen“, da sich die arme Bevölkerung weder teure Nahrungsmittel noch Arzneien oder Arztbesuche leisten konnte. So war die Zwiebel als Heil-, Gewürz- und Nahrungspflanze weit verbreitet. 2015 wurde sie zur Heilpflanze des Jahres gekürt. Heute ist sie bei uns heimisch, wird 60–120 cm hoch und besitzt eine variantenreiche Zwiebel mit weißen, gelbbraunen und roten trockenen Häutchen. Die grünlich-weißen Blüten sind in einer kugeligen Dolde angeordnet.
Woher kommt die Zwiebel?
Als eine der ältesten Kulturpflanzen ist die Herkunft der Küchenzwiebel ungewiss, denn es ist nicht genau bekannt, von welcher wildlebenden Art sie abstammt. Bekannt ist hingegen, dass sie seit über 3000 Jahren kultiviert wird. Römische Legionäre brachten sie wahrscheinlich aus dem Nahen Osten nach Mitteleuropa, wo sie sich rasch verbreitete. Neben Sommer-und Winterzwiebel werden heute eine Vielzahl verschiedener Zwiebelgewächse wie Schnittzwiebel (Allium fistulosum), Schalotten (Allium ascalonicum) und viele mehr kultiviert. Der lateinische Gattungsname Allium bedeutet Lauch, Knoblauch. Das Wort kommt vermutlich von olere (dt. riechen). Aus dem Lateinischen cepula (dt. Köpfchen) leitet sich auch unser Name für die Zwiebel ab.
Wie wächst die Zwiebel?
Die Zwiebel ist eine äußerst vielseitige Pflanze. Sie kann unter einer Vielzahl an klimatischen Bedingungen kultiviert werden, von kälteren Gefilden bis in die Tropen. 2001 wurden weltweit laut FAO ganze 46,7 Millionen Tonnen Zwiebeln von 2,7 Millionen Hektar geerntet. Aus der sogenannten Zwiebelscheibe sprießen im ersten Jahr bis zu 15 innen hohle Laubblättern. Die Blätter bilden als Speicherorgan eine Schalenzwiebel, deren Außenschalen typisch braun vertrocknen und als Schutzhülle dienen. Im zweiten Jahr wächst ein bis 120 Zentimeter langer Schaft heran, an dessen Spitze eine nahezu kugelförmige Scheindolde aus bis über 100 Einzelblüten sitzt.
Die Beschaffenheit der Blumenzwiebel hängt von der Tageslichtzufuhr während des Wachstums ab, wobei 11-16 Stunden als Optimum gelten. Am besten wächst sie in milden Klimata ohne Temperaturextreme oder exzessiven Regen. Zu Beginn des Wachstums sind eine eher kühlere Witterung und ausreichend Wasser vorteilhaft, während der Reife hilft hingegen warme, trockene Witterung für eine reiche Ernte. Optimal sind Temperaturen zwischen 15 und 20°C.
Es gibt sowohl Sommer-, als auch Winterzwiebeln. Die Aussaat der Sommerzwiebel erfolgt im Frühjahr, geerntet wird sie zwischen August und Oktober. Winterzwiebeln zeichnen sich im Vergleich durch einen etwas saftigeren und milderen Geschmack sowie eine relativ geringe Lagerfähigkeit aus. Nach ihrer Aussaat im August überwintern sie, reifen im Frühjahr heran und können ab Juni geerntet werden.
Eine Alternative zur Aussaat ist das Pflanzen von Steckzwiebeln. Diese werden im Gewächshaus vorgezogen und dann nach 30-35 Tagen ins Freiland versetzt, es wird aber auch direkte Saat praktiziert. Soll die Zwiebel als Gemüse geerntet werden, dann sollte die Pflanze nicht blühen, da so die Erträge herabsetzt werden. Auch deshalb ist das Bild einer Zwiebel im zweiten Jahr eher unbekannt. Geschmacklich ist die Zwiebel beißend würzig und ein wenig süß. Wird sie getrocknet, entwickelt sie einen aromatischen Geruch und einen milden Geschmack. Als Tagesdosis gelten 50g frische Zwiebel bzw. 20 g getrocknete Droge.
Wieso muss man beim Zwiebelschneiden weinen?
Für das charakteristische Zwiebelaroma sind schwefelhaltige Verbindungen, sogenannte Sulfide, verantwortlich. Schwefelhaltige Stoffe bewirken auch die typische Reizung der Augen beim Schneiden des Gemüses. Sie sollen zudem leicht entzündungs- und keimhemmend wirken.
Alt bewährt und immer noch aktuell
Von dieser gesundheitsfördernden Wirkung wusste man bereits vor 3000 Jahren. In Ägypten wurde sie wegen der ihr zugeschriebenen kraftfördernden Wirkung hauptsächlich von Arbeitern verzehrt. Auch in der Bibel und in Werken griechischer und römischer Schriftsteller finden sich Erwähnungen der Zwiebel. Später wurde sie in der Klostermedizin gegen unterschiedliche Leiden wie Pest, Cholera oder Skorbut eingesetzt. Auch der bekannte Arzt und Alchemist Paracelsus nutzte im 16. Jahrhundert die heilenden Kräfte der Zwiebel.
Heutzutage ist das bekannteste Hausmittel gegen Husten ein aus geschnittener Zwiebel gewonnener, mit Zucker angesetzter Sirup. Die Schwefel-Verbindungen in der Zwiebel wirken antibakteriell und helfen dabei den Schleim zu lockern, sodass er dünnflüssiger wird und sich leichter abhusten lässt. Der Zwiebelsaft lässt sich einfach selbst herstellen. Dazu eine Zwiebel ganz fein hacken, 5 Minuten sitzen lassen, danach mit 100 ml heißem Wasser übergießen, 20 Minuten ziehen lassen und 3 EL Honig unterrühren. Stündlich einen großen Schluck des Zwiebelsaftes nehmen, gurgeln und schlucken. So können Sie ihr Immunsystem stärken und fiesen Krankheitserreger ganz natürlich den Kampf ansagen.
Die Königin des Gemüses – ein medizinisches Wunder?
Studien zeigen, dass die Zwiebel Stoffe zur Vorbeugung von Krebs enthält. Bei regelmäßigem Verzehr von rohen Zwiebeln sinkt das Risiko, an Magen- oder Bauchspeichelkrebs zu erkranken. Verantwortlich dafür sind die Flavonoide in der Zwiebel – sie neutralisieren freie Radikale im Körper. Der Stoff Alliin wirkt auf die Fließeigenschaften des Blutes und kann durch seine antioxidative Eigenschaften Gefäßschäden vorbeugen. Quercetin, ein anderer Inhaltsstoff, sorgt für vermehrte Mitochondrien-Bildung und senkt auch Blutdruck, Entzündungen, Schmerzen und hohe Cholesterinwerte. Grundsätzlich gilt: Je schärfer die Zwiebel, desto gesünder ist sie und roh gegessen ist die Wirkung effektiver.
Auch Dermatologen setzten bei ihren Behandlungen auf Salben mit Zwiebelextrakt. Wuchernde Narben werden durch ihre abschwellende und entzündungshemmende Wirkung im Zaum gehalten. Ebenso werden überschießendes Bindegewebe- und Keimwachstum verhindert und die Regeneration angeregt. Die Behandlung mit Zwiebelextrakt funktioniert so gut, dass sie sogar in die offizielle Leitlinie zur Behandlung von Narben aufgenommen wurde.
Text: Magdalena Mirwald
Quellen:
Ganz, Christschta: Heilpflanze des Jahres 2015: Zwiebel (Allium cepa). In: Schweizerische Zeitschrift für Ganzheitsmedizin / Swiss Journal of Integrative Medicine, 2015, 27(2), 88-90. NDR-Ratgeber, FAO, Apotheken-Umschau