Regenwürmer haben bestimmte Substanzen im Darm, die sie vermutlich vor schädlichen Pflanzenstoffen schützen. So können sie aus totem Pflanzenmaterial Nährstoffe zurückgewinnen und die unterschiedlichsten Gebiete weltweit besiedeln. Das ist das Fazit einer internationalen Studie, an der das Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie maßgeblich beteiligt war. Die Wissenschaftler nahmen 14 verschiedene Regenwurmarten unter die Lupe.
Regenwürmer findet man fast überall auf der Welt – im Komposthaufen, in Wiesen- und Feldböden, aber auch in tropischen Regenwäldern. Sie ernähren sich von totem Pflanzenmaterial und gewinnen dabei Nährstoffe für den Stoffkreislauf zurück. Allerdings produzieren Pflanzen Giftstoffe, die sie vor Fraßfeinden schützen. Die sogenannten Polyphenole behindern Verdauungsprozesse vieler Pflanzenfresser.
Regenwürmer haben eine interessante Strategie dagegen entwickelt: In ihrem Darm sind oberflächenaktive Stoffwechselprodukte (Drilodefensine), die pflanzliche Abwehrstoffe inaktivieren und auf diese Weise die Verdauung der Nahrung ermöglichen. Sie sind vermutlich spezifisch für Regenwürmer und befinden sich im vorderen Teil des Darms. Je mehr Polyphenole in der Nahrung, desto mehr Drilodefensine bilden die Tiere. Die Substanz wird von den Würmern nicht ausgeschieden, sondern recycelt. Die genauen Mechanismen sind aber noch nicht bekannt.
Drilodefensin wirkt wie eine Seife: Nahrungseiweiße und Enzyme werden im Wurmdarm umhüllt, sodass die Polyphenole nicht binden können und der Darm nicht geschädigt wird. Der Nachweis der Drilodefensine war erst durch ein neues Verfahren der molekularen Mikroskopie möglich. Mit dieser Methodik kann man feststellen, welche Moleküle sich in einem Lebewesen an welcher Stelle anreichern.
Beitrag von Heike Kreutz, www.aid.de, weitere Informationen
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