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Der Weltacker 2019 – ein Jahresrückblick

Langsam kommen wir an im Botanischen Volkspark in Pankow, alles findet mehr und mehr seinen Platz und seine Struktur. Wanderfeldbau ist eine beschwerliche Sache, wenn man mehr Ausrüstung hat als eine Hacke und Saatgut … Die Fläche ist in Kultur und dadurch der Aufwand bei weitem nicht mehr so hoch wie im Vorjahr, da haben wir eine langjährige Wiese in Acker umgewandelt.

Auch das Konzept für die langfristige Bewirtschaftung des Ackers nimmt immer mehr Gestalt an. Weil zu wenig Raum ist für mehrjährige Klee/Grasmischungen und Zwischenfrüchte werden wir viel mulchen, mit Grasschnitt aus der Parkpflege.

Das Problem mit der Bodenverdichtung in 30 cm Tiefe werden wir im nächsten Frühjahr angehen. Die Flächen die es am nötigsten haben, wegen der Staunässe, waren im Herbst schon wieder zu nass, um mit einer Maschine darauf zu fahren. Eine Verbesserung der Durchwurzelbarkeit des Bodens wird nicht nur die Erntemengen erhöhen, sondern vor allem die Probleme mit unzureichender Wasserversorgung und hohem Bewässerungsbedarf verringern.

Viele Ideen zur Extensivierung der Bodenbearbeitung – und damit zur Verbesserung des Humushaushalts – konnten wir 2019 umsetzen. Für die Maispflanzung wurden nur schmale Furchen in die Kleestoppeln gezogen, es fand also gar keine Bodenbearbeitung auf dieser Parzelle statt! Von den 1800 m² Fläche für (fast) jährlich wechselnde Ackerkulturen wurden 2019 nur 930 m² überhaupt bearbeitet, da gibt es auch noch Reserven um diese Fläche weiter zu verringern. Das Konzept so flach wie möglich und nur so tief wie unbedingt nötig zu ackern hat sich gut bewährt.

Die Milpa brachte wieder eine gute Ernte an Mais und Kürbissen, die Bohnen sind auch dieses Jahr misslungen, da müssen wir weiter üben. Die Kartoffeln haben uns nur zwei Kilogramm pro Quadratmeter eingebracht, die Hälfte der Vorjahresernte. Aber wenn man das hochrechnet und zum Beispiel den Reis durch Kartoffeln ersetzt, was in unserem Klima sehr sinnvoll ist, wären das trotzdem über 500 kg Kartoffeln – die muss man erst mal schaffen aufzuessen.

Ja der Reis: Der hat noch nie so sehr geblüht wie in diesem Jahr und hat sogar vereinzelt Körner angesetzt! Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll …

Die Hirse hatte dieses Jahr weniger Ertrag als im letzten, dafür standen die anderen Getreidearten wesentlich besser da. Dazu kommen noch Gemüse, Hülsenfrüchte, Süßkartoffeln, Ölfrüchte – wenn sich jemand nur von unserem Acker ernähren müsste, der würde auch dieses Mal nicht in Not geraten bis zur nächsten Ernte. Und dann gibt es ja auch noch das Weideland …

Das Interesse an Veranstaltungen zu landwirtschaftlich/gärtnerischen Themen war auch in diesem Jahr wieder ungebrochen, die werden wir weiterführen.

Neben der Verfeinerung der Fruchtfolge mit Untersaaten und Zwischenfrüchten und der weiteren Verringerung der Bodenbearbeitung, gibt es im nächsten Jahr ein Experiment zur Intensivierung des Getreidebaus durch Umpflanzen. In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden schon sehr erfolgreiche Versuche mit dieser Technik gemacht. Die Erträge waren bis zu viermal höher als bei der üblichen Drillsaat. Durchgesetzt hat sich das Verfahren nicht, weil es zu arbeitsintensiv und damit zu teuer ist. Vielleicht schlummern hier Reserven, durch einfache Veränderungen im Anbausystem die Erträge zu erhöhen, ohne den heute üblichen Input an Kunstdünger und chemischen Kampfstoffen. Die Erntemengen zu Beginn des letzten Jahrhunderts waren mit denen der heutigen Biolandwirtschaft vergleichbar.

Das Hauptthema des nächsten Jahres soll allerdings Landwirtschaft, Ernährung und Klima sein. Wir wollen uns damit beschäftigen, wieviel Kohlenstoff unsere 2000 m² speichern können, wie wir diesen Kohlenstoff unter die Erde bringen und was jeder einzelne dafür tun kann.

Bleibt also schön neugierig! Herzliche Grüße an alle Freunde unseres Weltackers von Gerd